1.G-tt und Mensch sind für alle Ewigkeit zu einer Einheit geworden.
Ein heiliger G-tt, d.h. sündlos, ohne jeden Makel, rein, kann unmöglich sündige, unheilige Menschen in Seiner Nähe dulden. So haben viele von uns die Geschichte der Verbannung des Menschen aus dem Paradies verstanden. Dieses Konzept der unüberwindbaren Distanz zwischen heiligem G-tt und unheiligem Menschen hat sich im Lauf der Religionsgeschichte verfestigt. G-tt muß sich von den Sündern trennen. Umgekehrt wird die Nähe des heiligen G-ttes dem Menschen unerträglich.
Ein eindrückliches Beispiel für dieses Verständnis ist die Begegnung, die G-tt Seinem Volk am Berg Horeb mit Sich schenken wollte. Die Reaktion des Volkes darauf lautete:
Heute haben wir zwar gesehen, daß G-tt mit Menschen redet und sie am Leben bleiben. Aber obwohl das Volk Israel gerade eine handfeste Demonstration dafür bekommen hat, daß G-ttes Gegenwart nicht Tod bedeutet, halten sie an ihrer Sicht davon fest, wie ein heiliger G-tt mit unheiligen Menschen umgehen wird, und sagen:
Und nun, warum sollen wir sterben? Denn dieses große Feuer wird uns verzehren! Wenn wir die Stimme des Herrn, unseres G-ttes, noch weiter hören, so müssen wir sterben! Denn wer von allem Fleisch könnte die Stimme des lebendigen G-ttes mitten aus dem Feuer reden hören, wie wir, und am Leben bleiben? Tritt du hinzu und höre alles, was der Herr, unser G-tt, reden wird; und du sollst uns alles sagen, was der Herr, unser G-tt, zu dir reden wird; und wir wollen darauf hören und es tun! 5.Mo.5,25-27
Über Jahrtausende hinweg wurde das Verhältnis G-tt – Mensch im Bild der unüberbrückbaren Distanz gesehen: G-tt irgendwo dort draußen – wir Menschen hier, und dazwischen eine unüberwindliche, tiefe Kluft. Aber während dieser ganzen Zeit arbeitet G-tt daran, dieses falsche Verständnis mit der Wahrheit zu ersetzen:
G-tt hat sich nie vom Menschen zurückgezogen. Es ist der Mensch, der sich vor G-tt in die Büsche verkriecht, der Mensch, der sich auf Grund seiner Einsicht, daß er Sünder ist, von G-tt zurückzieht. Wo sehen wir diese Wahrheit?
Wir finden sie in der Bibel auf Schritt und Tritt.
Was ist etwas vom Ersten, das G-tt nach dem Sündenfall tut?
Er ruft nach Adam. Er will weiterhin Gemeinschaft mit ihm
Und sie hörten die Stimme G-ttes des Herrn, der im Garten wandelte, als der Tag kühl war; und der Mensch und seine Frau versteckten sich vor dem Angesicht G-ttes des Herrn hinter den Bäumen des Gartens. Da rief G-tt der Herr den Menschen und sprach: Wo bist du? Und er antwortete: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich, denn ich bin nackt; darum habe ich mich verborgen! 1.Mo.3,8-9
Nach dem Sündenfall ist es für die Menschen weiterhin das Normale, daß G-tt mit ihnen spricht, sich um sie kümmert. Kain, der Mörder seines Bruders, erlebt sogar, daß G-tt ihn mit einem besonderen Schutzzeichen versieht, so daß Kain nicht zum Freiwild wird. Und wieder ist es Kain, der sich von G-tt zurückzieht, nicht umgekehrt!
Und Kain sprach zum Herrn: Meine Strafe ist zu groß, als daß ich sie tragen könnte! Siehe, du vertreibst mich heute vom Erdboden, und ich muß mich vor deinem Angesicht verbergen und ruhelos und flüchtig sein auf der Erde. Und es wird geschehen, daß mich totschlägt, wer mich findet! Da sprach der Herr zu ihm: Fürwahr, wer Kain totschlägt, der zieht sich siebenfache Rache zu! Und der Herr gab dem Kain ein Zeichen, damit ihn niemand erschlage, wenn er ihn fände. Und Kain ging hinweg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Land Nod[5], östlich von Eden. 1.Mo.4,13-16
Am Horeb erlebt Israel, daß es möglich ist, G-tt ganz direkt zu hören, Ihm zu begegnen und am Leben zu bleiben! Aber sie glauben ihrer eigenen Vorstellung mehr, als G-ttes handfestem Gegenbeweis
Siehe, der Herr, unser G-tt, hat uns seine Herrlichkeit und seine Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme mitten aus dem Feuer gehört; heute haben wir gesehen, daß G-tt mit den Menschen redet und sie am Leben bleiben. 5.Mo.5,24
Mose bekommt den Auftrag, die Stiftshütte zu errichten – das Zelt der Begegnung. Die dauernde, sichtbare Bestätigung dafür, daß G-tt mitten unter Seinem Volk wohnen will
Und ich will in der Mitte der Kinder Israels wohnen, und ich will ihr G-tt sein. 2.Mo.29,45
David war einer, der staunend und überwältigt erkannt hat, daß es gar nicht möglich ist, getrennt von G-tt zu leben. Weil es keinen Ort gibt, an dem G-tt nicht ist. So sehr der Mensch auch auf Distanz zu G-tt gehen, sich vor dem heiligen G-tt verkriechen möchte (heilig, wie die durch Sünde für G-tt blind gewordenen Menschen es verstanden haben):
Es gibt keinen Ort, keinen Raum, wohin der Mensch sich vor G-tt flüchten kann:
Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist, und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da; machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da! Nähme ich Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten! Spräche ich: »Finsternis soll mich bedecken und das Licht zur Nacht werden um mich her!«, so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht leuchtete wie der Tag, die Finsternis [wäre für dich] wie das Licht. Ps.139,7-12
Immer und immer wieder offenbart G-tt sich als der barmherzige, gnädige, gütige G-tt, der nichts lieber will als die Gemeinschaft mit uns sündigen Menschen. Aber das Konzept des unberührbar heiligen und des unerträglich heiligen G-ttes überschattet Seine Offenbarung, verdunkelt sie und hält viele in der Lüge gefangen, daß der heilige G-tt nicht mit Sündern in Berührung kommen will. Ja, daß Er unmöglich mit ihnen in Berührung kommen kann! Aber dann erscheint der Herr Jesus auf der Bildfläche und erhebt den Anspruch, G-ttes Sohn zu sein. Fleischgewordener G-tt. Eins mit G-tt, dem Vater. Der Herr Jesus sagt es klipp und klar:
Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Joh.14,9 Ich und der Vater sind eins. Joh.10,30
Zum Entsetzen der Religiösen setzt sich der Herr Jesus mit Sündern an einen Tisch, hat innige Gemeinschaft mit ihnen, indem Er zusammen mit ihnen ißt,
Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder an und ißt mit ihnen! Lk.15,1-2
läßt sich von einer stadtbekannten Sünderin die Füße salben und nimmt ihre maßlosen Ehrerweisungen an
Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging in das Haus des Pharisäers und setzte[3] sich zu Tisch. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin; als sie hörte, daß er in dem Haus des Pharisäers zu Gast war, da brachte sie ein Alabasterfläschchen voll Salböl, und sie trat hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen; und sie trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, küßte seine Füße und salbte sie mit der Salbe. Lk.7,36-38
Er lässt sich auf das Gespräch mit einer samaritanischen Frau ein, die außerdem bereits fünfmal geschieden ist und gegenwärtig im Konkubinat lebt. Mehr noch:
Er lässt zu, daß ausgerechnet diese Frau zur ersten Evangelistin wird, die Ihn als den erwarteten Messias verkündet!
Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet! Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist? Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm. Joh.4,25-26 .28-30
Keine Rede also von Distanz zwischen dem heiligen G-tt und Sündern! Spätestens jetzt wird klar:
G-tt hat immer daran festgehalten, daß die Menschen Teil Seiner herrlichen, von Lebensfülle überfliessenden g-ttlichen Gemeinschaft sein sollen. Ganz zuhause in ihrem G-tt Vater, Sohn und Heiligen Geist. G-tt hat Seine ursprüngliche Absicht nie aufgegeben, nur mit dem Menschen zusammen G-tt zu sein! Versteht ihr:
Jesus ist nicht Plan B, den G-tt einführen mußte, weil Plan A missglückt ist. Nein, die Menschwerdung von dem Herrn Jesus wurde nicht dadurch nötig, daß Adam und Eva sich von G-tt zurückgezogen haben. Die Inkarnation war von Anfang an G-ttes Plan! G-tt hat den Menschen geschaffen, weil er Seine Schöpfung durch den Menschen hindurch erleben wollte. Und Er hat den Menschen geschaffen, damit Er sich durch den Menschen in der Schöpfung ausdrücken konnte. G-tt hat uns Seinen Plan wissen lassen, der bis dahin ein Geheimnis gewesen war und den er – so hatte Er es sich vorgenommen, und so hatte Er beschlossen – durch Christus verwirklichen wollte, sobald die Zeit gekommen war:
Unter Ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel und das, was auf der Erde ist
Er hat uns das Geheimnis[4] seines Willens bekanntgemacht, entsprechend dem [Ratschluß], den er nach seinem Wohlgefallen gefaßt hat in ihm, 10 zur Ausführung in der Fülle der Zeiten[5]: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist Eph.1,9-10
Das sind überwältigende, umwerfende Einsichten!
Andre Rabe, ein südafrikanischer Bibellehrer, sagt es so:
Die Inkarnation ist G-ttes Erklärung, daß Er nur mit dem Menschen, für den Menschen und als Mensch G-tt sein will!
Der Mensch zeigt, wie G-tt aussieht, wenn Er in Zeit und Raum eintritt.
G-tt hat sich gefragt:
Kann Ich ein Geschöpf schaffen, durch das ich diese Welt erfahren kann und die Welt mich erfahren kann?
Ja, natürlich kann Er!
Durch den Menschen kann G-tt Sein Leben in der Schöpfung ausdrücken und leben!
Er will tatsächlich In uns wohnen, um Sein Wesen, Sein Ebenbild (image and likeness) in dieser Welt auszudrücken! Wir sind dasjenige Gebilde, durch das G-tt Sein Leben in der Welt leben kann! Ist euch bewußt, daß der Herr Jesus in der Auferstehung Sein Menschsein nicht abgelegt hat?
Jesus, der Auferstandene, ist als Menschensohn zum Vater zurückgekehrt. Und als Menschensohn werden wir Ihn einmal wiederkommen sehen!
Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen! Apg.1,11 Künftig werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels! Mt.26,64 Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten G-ttes stehen! Apg.7,55-56
Der Herr Jesus hat also nicht nur gut dreißig Jahre als Mensch hier auf der Erde verbracht. Nein, Er hat auch in Seinem Auferstehungskörper Sein Menschsein beibehalten. Für alle Ewigkeit gehört nun ein Mensch zu der wundervollen Gemeinschaft des dreieinigen G-ttes.
Was G-tt von Anfang an geplant hat, ist durch die Inkarnation von dem Herrn Jesus erfüllt. G-tt und Mensch sind für alle Ewigkeit zu einer Einheit geworden. Unser Alltag, das gesamte Leben, verändert sich radikal, wenn wir diese Offenbarung bekommen:
Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. Kol.1,27b
Wobei Hoffnung auf Herrlichkeit so viel bedeutet wie:
Die gewisse Zuversicht, daß unser eigentliches, wirkliches Wesen, die Ebenbildlichkeit G-ttes, sichtbar wird und zum Ausdruck kommt. Auch unser Beten und unsere Lieder verändern sich. Wir müssen nicht mehr darum bitten, G-tt näher zu kommen. Wir dürfen Ihm danken, daß wir immer und jederzeit eins sind mit Ihm
Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst. Joh.17,21-23