Hosea ben Zion (worldwidewings): Die Stämme Israels 1 Ruben




Der Eröffnungssatz der Bibel ist die Grundlage der biblischen Numerik. Durch diese sind wir besser in der Lage zu verstehen, wie G-tt mathematische Wahrheiten in Seine g-ttlichen Schöpfungen eingewebt hat.

Die Stämme Israels 10 Manasse

Beitragvon Ria Tameg » So 22. Aug 2021, 17:41

Warum hat Gott Manasse in solchem Ausmaß gesegnet und was ist seine Rolle zu Ephraim oder Juda? Und – vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt – warum wurde eigentlich sein Stammesgebiet geteilt?

Vier Stämme fehlen noch in unserer Themenreihe. Und mit Manasse schauen wir uns heute einen sehr interessanten an. Dabei gehen wir erneut der Frage nach, was die Rolle und Aufgabe dieses Stammes ist.
Verschollen für 22 Jahre

Ist es nicht ein spannendes Detail, dass Joseph, nachdem er von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde, für 22 Jahre aus dem Familienleben verschwand? Sein Vater hielt ihn für tot, doch nach über 2 Jahrzehnten durfte er ihn wiedersehen – zusammen mit seinen zwei in Ägypten geborenen Söhnen: Manasse und Ephraim.

Vielleicht ist es kein Zufall (und steht sogar damit in Zusammenhang), dass auch die modernen Nationen England und Amerika – von denen man sagt, dass sie primär von Nachkommen Manasses und Ephraims abstammen – erst viele Jahrhunderte nach der Zerstreuung der zehn verlorenen Stämme auf der Bildfläche erschienen und zu großer Macht kamen.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass diese beiden Stämme zu leitenden Völkern wurden. Auch im Nordreich von Israel (nach der Teilung Israels nach König Salomo) oder als Parther und Skythen sind sie Nationen die die Weltgeschichte prägen.

Doch – und da kommen wir schon zu einem äußerst wichtigem Detail – Manasse und Ephraim haben zwar leitende Funktionen „in der Welt“, doch sie wurden nicht zum leitenden Stamm innerhalb Israels.

Interessant, oder?

Es ist wie bei Joseph. Er war der zweite unter dem Pharao, beherrschte das Weltreich Ägypten. Doch er wurde nicht zum Leiter in der Familie Israels. Dort sind die Rollen anders verteilt.

Und es ist offensichtlich, warum Jakob letztendlich nicht Joseph die Führung in der Familie gegeben hat: Joseph erweckte Eifersucht unter den Brüdern. Als er einen edlen, bunten Mantel von seinem Vater erhielt, wurden seine Brüder neidisch und suchten sogar, ihn umzubringen!

Das lag sicherlich an seiner Abstammung (seine Mutter war die Lieblingsfrau seines Vaters) oder auch an seinem ungeschickten Umgang mit seinen Träumen, doch – oder gerade deshalb – sollte er nicht derjenige sein, der Israel vorangeht.

Der bunte Mantel drückt übrigens die Berufung von Joseph aus: Er symbolisiert die vielen Völker, die von ihm abstammen und die, auf die er großen Einfluss haben wird.

Man spürt hierin eine enorme Spannung mit unheimlichem Konfliktpotenzial. Manasse und Ephraim als Söhne Josephs haben die Aufgabe zu leiten, zu regieren und Einfluss zu üben. Doch weniger innerhalb von Israel, da es hier mit Juda noch einen anderen Stamm gibt der das Zepter in den Händen halten soll.

Im letzten Teil haben wir gesehen, welche enorme Aufgabe Israel bekommen hat – die Schrift zu erforschen und den Glauben in die Welt zu bringen – und man kann erahnen, wie sich diese Leitungsrollen ergänzen sollen.

Während nun Ephraim und Juda explizit diese Leitungsfunktionen innehaben, kommt auf Manasse eine speziellere Rolle zu: Man könnte sagen, Manasse ist eine Art Außenminister!
Manasse und Ephraim

Kommen wir zunächst zur Geschwisterbeziehung von Ephraim und Manasse. Im letzten Teil haben wir schon gesehen, dass diese beiden anders waren als vorherige Brüder in der Bibel. Sie hatten unterschiedliche Rollen auf Aufgaben und sie konnten gut einander stehenlassen.

Und das sollte man ihnen – und vor allem Manasse – hoch anrechnen. Er war der Erstgeborene, doch wie so oft im Stammbaum der Vorväter, wurde der jüngere Bruder vorgezogen:

1.Mo 48,14: Da streckte Israel seine Rechte aus und legte sie auf Ephraims Haupt, obwohl er der Jüngere war, seine Linke aber auf Manasses Haupt, indem er so seine Hände kreuzte, obwohl Manasse der Erstgeborene war.

Und ebenso wurde Ephraim mit dem größeren Segen bedacht:

1.Mo 48,19: Aber sein Vater weigerte sich und sprach: Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es wohl! Auch er [Manasse] soll zu einem Volk werden, und auch er soll groß sein; aber doch soll sein jüngerer Bruder [Ephraim] größer werden, und sein Same wird eine Menge von Völkern sein!

Dass es unter Brüdern auch mal Streit und Kriege gibt, ist nicht ausgeschlossen. So auch in der Geschichte von Manasse und Ephraim (z.B. in Richter 12 oder zwischen England und USA).

Und doch verbindet sie eine Bruderliebe und eine besondere Beziehung. Wenn der eine mal Probleme hat, kommt der andere zur Hilfe und umgekehrt. Besonders in der Geschichte der Parther ist dies gut zu beobachten (siehe Buch von Steve Collins: Parthia: The Forgotten Ancient Superpower And Its Role In Biblical History).

Allerdings kann diese enge Bruderbeziehung auch schwierig für Manasse werden. Vor allem dann, wenn er zwischen den leitenden Stämmen Ephraim und Juda entscheiden muss. Dazu später mehr.

Wir haben bereits gehört, dass Ephraim und Manasse mit besonderen physischen Segen beschenkt wurden.

Relativ schnell lässt sich dies in der Geschichte Manasses beobachten, da sie schon bald aufgrund ihrer vielen Nachkommen mehr Land als andere Stämme brauchten.

1.Chr 5,23: Und die Söhne des halben Stammes Manasse wohnten im Land von Baschan bis nach Baal-Hermon und bis zum Senir und dem Berg Hermon; sie waren zahlreich.

Jos 17,17+18: Da sprach Josua zum Haus Josephs, zu Ephraim und Manasse: Du bist ein zahlreiches Volk und hast eine große Kraft; du sollst nicht nur ein Los haben, sondern das Bergland soll dir gehören, wo der Wald ist; den rode dir aus, und die Ausläufer des Waldes sollen dir gehören; denn du sollst die Kanaaniter vertreiben, auch wenn sie eiserne Streitwagen haben und mächtig sind!

Kommen wir zu der Frage um die Teilung des Stammes Manasses im Gelobten Land:
Der halbe Stamm Manasse

Nachdem das Volk Israel nach der 40jährigen Wüstenwanderung zunächst auf der Ostseite des Jordans Land erobert hatten, kamen zwei Stämme – Ruben und Gad – auf Mose zu und baten ihn um das eroberte Land:

4.Mo 32,1-2: Die Söhne Rubens aber und die Söhne Gads hatten viel Vieh, eine gewaltige Menge; und sie sahen das Land Jaeser und das Land Gilead, und siehe, es war ein geeignetes Land für ihr Vieh. Da kamen die Söhne Gads und die Söhne Rubens und redeten mit Mose und Eleasar, dem Priester, und mit den Fürsten der Gemeinde.

Mose antwortete und forderte, dass Ruben und Gad dennoch mit in den Krieg auf der Westseite des Jordans ziehen müssten:

4.Mo 32,6: Und Mose sprach zu den Söhnen Gads und zu den Söhnen Rubens: Sollen eure Brüder etwa in den Kampf ziehen, und ihr wollt hierbleiben?

Ruben und Gad willigen ein. Sie würden das Land bekommen, wenn sie zuvor mit den anderen Stämmen das Gelobte Land eroberten:

4.Mo 32,31: Da antworteten die Söhne Gads und die Söhne Rubens und sprachen: Wie der Herr zu deinen Knechten geredet hat, so wollen wir handeln.

Während es hier die ganze Zeit nur um die Stämme Ruben und Gad geht, passiert am Ende, als der Beschluss gefasst wird, etwas Sonderbares:

4.Mo 32,33: So gab Mose den Söhnen Gads und den Söhnen Rubens und dem halben Stamm Manasse, des Sohnes Josephs, das Königreich Sihons, des Königs der Amoriter, und das Königreich Ogs, des Königs von Baschan, das Land samt den Städten, im ganzen Gebiet ringsum.

Weshalb betritt plötzlich der halbe Stamm Manasse die Bühne? Oder anders: Warum sagt Mose, dass ein Teil von Manasse mit auf die andere Jordanseite siedeln sollte?

Hier kommen wir in einen Aufgabenbereich von Manasse, der ähnlich dem von Benjamin ist. Eine Mission von letzterem besteht darin, die Stämme zusammenzuhalten und vor allem eine Brücke zwischen den beiden Häusern (Haus Juda und Haus Israel) zu bilden.

Doch wie ist das mit Manasse? Im 22. Kapitel des Josua-Buches erhalten wir eine Erklärung.

Dort lesen wir, wie Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse nach Beendigung des Eroberungsfeldzuges zurück in ihr Stammesgebiet östlich des Jordans ziehen. Auf dem Weg dorthin stellen sie am Jordan einen Altar auf.

Die übrigen Stämme reagieren fast panisch und sammeln sich direkt zum Krieg, weil sie denken – und das ist entscheidend –, Ruben, Gad und Manasse haben mit Götzendienst begonnen. Doch das Missverständnis wird schnell ausgeräumt und alle entspannen sich.

Und dennoch wird hier eine Sorge deutlich: Man war sich der Gefahr bewusst, dass Ruben und Gad schnell in Götzendienst abdriften könnten. Anscheinend lag das an verschiedenen Punkten:

Die örtliche Trennung durch den Jordan.
Eine gewisse Neigung dieser Stämme und eine geringere geistliche Reife.
Der weniger heilige Landabschnitt.

Aus diesem Grunde – so die Schlussfolgerung, die Überlieferung und in Übereinstimmung mit Manasses Profil – sandte Mose den halben Stamm Manasse mit den anderen beiden auf die Ostseite des Jordans.

Manasse fungierte dabei als Bindeglied zu den übrigen Stämmen (verstärkt durch die eigene Teilung) und als leitender Wacher und Mahner über die anderen beiden Stämme.

Es ist sicherlich kein Zufall, dass sowohl Manasse als auch Ruben und Gad „Erstgeborene“ sind, die nicht den Erstgeborenen-Segen erhielten. Manasse, der es schaffte damit gut umzugehen, vermittelt damit den anderen eine „ich bin einer von euch“-Botschaft, wodurch er als Bindeglied noch besser funktionieren konnte.
Weiteres über Manasse

Manasse hat leitende Eigenschaften. Doch nicht nur das, sowohl ihm als auch Ephraim wurde eine starke militärische Kraft mit in die Wiege gelegt:

1.Mo 49,22 Joseph ist ein junger Fruchtbaum, ein junger Fruchtbaum an der Quelle; seine Zweige klettern über die Mauer hinaus. Zwar reizen ihn die Bogenschützen und beschießen und bekämpfen ihn; aber sein Bogen bleibt unerschütterlich, und gelenkig sind die Arme seiner Hände, von den Händen des Mächtigen Jakobs, von dort her, wo der Hirte, der Fels Israels, ist;

5.Mo 33,17: Prächtig ist er wie sein erstgeborener Stier, Hörner hat er wie ein Büffel; damit stößt er die Völker nieder, sie alle, [bis an] die Enden der Erde. Das sind die Zehntausende von Ephraim, und das sind die Tausende von Manasse!«

Des Weiteren lässt sich eine besondere Anziehung zum Land Israel erkennen. Das sehen wir zum Beispiel an den Töchtern Zelophchads. Diese waren vom Stamm Manasse und waren sehr darauf bedacht, ihr Erbteil nicht zu verlieren. Diese Liebe für das Land ehrt die Torah mit der namentlichen Erwähnung von Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza (4.Mo 27,3ff ; Jos 17,3ff).

Ebenso hat sich auch die USA (Manasse) als einer der größten Unterstützer der heutigen Nation Israel als Verfechter des Landes Israel für das jüdische Volk hervorgetan.
Sensibilität für „das Richtige“

Wenn wir uns näher mit der Berufung Manasses auseinandersetzen, erkennen wir seinen Instinkt für strategisch sinnvolle und weise Entscheidungen.

Während es Menschen gibt, die tief in den biblischen Schriften verankert sind und zudem viel Weisheit und einen guten geistlichen Draht besitzen, ist es Manasse eher derjenige mit dem politischen Verständnis. Er ist Berater auf weltlicher Ebene.

Schauen wir zum Beispiel die Begebenheiten um König David an. Er ist ein aufstrebender Held, der sogar schon zum König gesalbt wurde. Doch die Feindseligkeiten um König Saul verhindern seine Einsetzung als König.

Das hindert allerdings viele aus Manasse nicht daran, sich schon jetzt dem neuen baldigen König anzuschließen:

1.Chr 12,20-22: Und von Manasse gingen einige zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul in den Kampf zog; doch standen sie jenen nicht bei; denn nachdem sie Rat gehalten hatten, schickten ihn die Fürsten der Philister fort, indem sie sprachen: Es könnte uns den Kopf kosten, wenn er zu Saul, seinem Herrn, überliefe! Als er dann nach Ziklag zog, schlossen sich ihm von Manasse an: Adna, Josabad, Jediael, Michael, Josabad, Elihu und Zilletai, Häupter über Tausendschaften in Manasse. Und sie halfen David gegen die Schar der Plünderer; denn sie waren alle tapfere Helden und wurden Oberste über das Heer.

Manasse hatte im Gefühl, was das Richtige in dieser Situation ist. Viele sahen die politischen Geschehnisse der nächsten Jahre voraus und trafen schon jetzt weise Entscheidungen.

Ähnliches passierte nach der Teilung Israels. Viele im Nordreich erkannten, welch folgenschwere Entscheidungen Jerobeam traf (Aufstellen von Goldenen Kälbern etc.). Es gehört Mut und Weisheit dazu in einer solchen Situation einen geistlichen Blick zu bewahren und vor allem gute Entscheidungen zu treffen.

Einige aus Ephraim, Manasse und Simeon waren dazu in der Lage:

2.Chr 15,9: Und er versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon; denn eine große Zahl von Leuten lief aus Israel zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war.

Viele Jahre später ereignet sich das Gleiche. Das Nordreich ist tief im Götzendienst verstrickt und eine Deportation durch die Assyrer steht vor der Tür. Das Südreich schickte Läufer in den Norden, um Menschen zum Pessachfest einzuladen.

Während die meisten diese Einladung verschmähten, waren es Leute aus Asser, Sebulon und erneut Manasse, die sahen und verstanden.

2.Chr 30,10-11: Und die Läufer gingen von einer Stadt zur anderen im Land Ephraim und Manasse und bis nach Sebulon; aber man verlachte und verspottete sie. Doch etliche von Asser und Manasse und Sebulon demütigten sich und kamen nach Jerusalem.

Dies wurde für sie zum Segen, denn einige durften bleiben und fanden Schutz vor Assyrien:

2.Chr 34,9: Und sie kamen zu dem Hohenpriester Hilkija und übergaben das Geld, das zum Haus Gottes gebracht worden war, das die Leviten, die an der Schwelle Wache hielten, von Manasse, Ephraim und von dem ganzen Überrest Israels und von ganz Juda und Benjamin und von den Einwohnern Jerusalems gesammelt hatten.

Manasse hat eine strategische Aufgabe für Israel. Er hat einen Blick für das Ganze. Er kann die Zukunft analysieren und entsprechende Entscheidungen treffen.

Dass es dabei hin und wieder heikel werden kann, sehen wir in der Spannung in der er sich befindet. Ist doch auf der einen Seite die Beziehung zu Ephraim immens wichtig, ist er sich auch der Führungsrolle Judas bewusst. Und dann kann es hin und wieder zu einem Spagat kommen.

So ist es zum Beispiel auffällig, dass er einer derjenigen Stämme ist, die auch nach der Teilung Israels den Bezug zu Juda nicht gänzlich verlieren. Wie wir gesehen haben, gab es einige Überläufer. Doch durch die enge Verbundenheit mit Ephraim hat er es nicht geschafft, als ganzer Stamm die Rebellion zu beenden und wieder zu den Königen Judas zu wechseln.

Anders sieht es bei der Staatengründung des modernen Israels aus. Während England (Ephraim), das das Mandat über Palästina von 1917 bis 1947 hatte und diesen Status nicht aufgeben wollte, förderte letztendlich die USA (Manasse) den jüdischen Staat (Haus Juda) und agierte somit gegen England (Ephraim).
Gideon

Gideon ist einer der brühmtesten Personen aus dem Stamm Manasse. Er war ein Richter in Israel und fügte in einer besonderen Schlacht den Gegnern Israels eine große Niederlage zu.

Die Geschichte Gideons beginnt (Ri 6-8) mit einem Engels-Besuch und mit der Zerstörung des Götzen von Gideons Vater. Später bläst Gideon das Schofar, ruft kriegstaugliche Männer zusammen und will gegen die Midianiter, Amalekiter und die Söhne des Ostens in den Krieg ziehen.

Allerdings schickt Gideon (bzw. Gott) aus dieser zusammengetrommelten Armee viele Krieger wieder nach Hause, so dass letztendlich nur 300 mutige, furchtlose Männer übrigbleiben. Mit göttlichen Plänen werden die Gegner besiegt (bzw. sie bringen sich gegenseitig um). Doch die Kühnheit und die göttliche Strategie ist das, was diese Geschichte auszeichnet und Gideon vom Stamm Manasse gutgeschrieben wird.

Diese Begebenheit drückt so schön aus, was den “Außenminister” von Israel ausmacht. Manasse hat einen Blick für den Lauf der Zeit und für die aktuelle Politik. Er besitzt die Weisheit, angebrachte Entscheidungen zu treffen.

Das Ziel ist dabei natürlich, dass Israel zusammen bleibt, dass Israel in seinem Land wohnen bleiben kann und dass Israel nach außen hin in einer gesunden Art und Weise vertreten wird – und zur Not kann das auch bedeutet, zu den Waffen zu greifen.

Der Bezug zur Nicht-israelischen Welt ist deutlich. Wie ein Außenminister Beziehungen zu anderen Völkern pflegt, so benötigt auch Israel einen Strategen Manasse.

https://www.worldwidewings.de/israel/di ... 0-manasse/
Christos
Ria Tameg
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von Anzeige » So 22. Aug 2021, 17:41

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Die Stämme Israels 11 Levi

Beitragvon Ria Tameg » So 22. Aug 2021, 17:42

Der Stamm Levi gehört wohl zu den bekanntesten der 12 Stämme Israels. Er hat eine Sonderrolle und es ist gemeinhin bekannt, dass die israelischen Priester Leviten, also vom Stamm Levi, waren.

Levi gehört zu den Stämmen, die im Laufe der biblischen Geschichte einen starken Prozess vollziehen. Sie wurden gesegnet mit einem wunderbaren – aber auch herausfordernden – Potential und sie konnten dieses in vielen Begebenheiten entfalten.

Doch beginnen wir am Anfang…
Levi, der Stammesvater

Levi, der dritte Sohn Jakobs, wurde durch eine Geschichte bekannt, die sein ganzes Leben – und die des späteren Stammes – „veränderte“: Nachdem Dina, die Schwester der 12 Brüder, vergewaltigt und entführt wurde, entschied sich Levi zusammen mit seinem Bruder Simeon Rache zu üben. Dabei befreite er nicht nur Dina, sondern brachte ebenso die ganze Stadt Sichems um (vgl. 1.Mo 34).

Wir begegnen hier zum ersten Mal der Radikalität und Kompromisslosigkeit Levis (und Simeons). Er erkennt Richtig und Falsch und hat einen hohen Gerechtigkeitssinn. Im Teil über Simeon sind wir näher auf diese Begebenheit eingegangen.

Doch – und da sehen wir einen entscheidenden Unterschied zu Simeon – Levi hat es früh geschafft, diese Eigenschaften im Positiven zu nutzen. Dazu kommen wir gleich.

Zunächst sei noch erwähnt, dass Jakob wegen der Geschichte um Sichem Simeon und Levi mit Flüchen versah. Und diese sollten große Auswirkungen auf die beiden haben:

1.Mo 49,5-7: Simeon und Levi sind Brüder, Waffen der Gewalt sind ihre Schwerter! Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, und meine Ehre vereine sich nicht mit ihrer Versammlung! Denn sie haben Männer gemordet in ihrem Zorn und Stiere verstümmelt in ihrer Willkür. Verflucht sei ihr Zorn, weil er so heftig, und ihr Grimm, weil er so hart ist! Ich will sie verteilen unter Jakob und zerstreuen unter Israel.

Das ist die Situation. Levi sollte wie auch Simeon im Verheißenen Land keinen Erbteil erhalten. Wahrscheinlich haben sich diese beiden Stämme nach dem Auszug aus Ägypten mit gemischten Gefühlen auf den Weg durch die Wüste gemacht.

Doch dann geschah etwas, was die Rolle Levis entscheidend ändern sollte: Die Sünde des Goldenen Kalbs am Berg Sinai (2.Mo 32)!
Radikal gut

Mose ist auf dem Berg, um die Gebote Gottes zu empfangen. Doch dann schickt ihn Gott plötzlich zurück:

1.Mo 32,7-8: Geh, steige hinab; denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, hat Verderben angerichtet! Sie sind schnell abgewichen von dem Weg, den ich ihnen geboten habe; sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben es angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das sind eure Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben!

Das Volk hat sich einen Götzen als Mittler angefertigt. Doch nicht alle haben sich an dieser Sünde beteiligt!

So wie Manasse einen strategischen Durchblick im Politischen hat, so hat Levi diesen auf geistlicher Ebene. Er beteiligt sich nicht an dieser heftigen Sünde:

2.Mo 32,25-26: Als nun Mose sah, dass das Volk zügellos geworden war […] da stellte sich Mose im Tor des Lagers auf und sprach: Her zu mir, wer dem Herrn angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levis.

Die Leviten erkennen schnell die Sündhaftigkeit in der Verehrung des Goldenen Kalbs. Und mit diesem geistlichen Durchblick gehen sie einen radikalen Weg und sondern sich ab.

Das Gleiche passiert übrigens viele Jahrhunderte später noch einmal:

Nach der Teilung Israels in Nord- und Südreich ist es das Nordreich unter Jerobeam, das erneut Goldene Kälber aufstellt (dieses Mal zwei):

1.Kö 12,28-29: Darum hielt der König Rat und machte zwei goldene Kälber und sprach zu [dem Volk]: Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzuziehen! Siehe, das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten herausgeführt haben! Und er stellte das eine in Bethel auf, und das andere setzte er nach Dan.

Und wiederum sind es die Leviten, die damit nichts zu tun haben wollen!

Sie verlassen das Nordreich und ziehen geschlossen nach Süden zum Haus Juda:

2.Chr 11,13-16: Auch die Priester und Leviten aus ganz Israel und aus allen ihren Gebieten stellten sich bei ihm ein. Denn die Leviten verließen ihre Bezirke und ihr Besitztum und kamen nach Juda und Jerusalem. Jerobeam und seine Söhne hatten sie nämlich aus dem Priesterdienst für den Herrn verstoßen; er hatte aber für sich selbst Priester eingesetzt für die Höhen und für die Böcke und Kälber, welche er machen ließ. Jenen [Leviten] aber folgten aus allen Stämmen Israels die, denen es am Herzen lag, den Herrn, den Gott Israels, zu suchen; diese kamen nach Jerusalem, um dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, zu opfern.

Das Priestertum

Die Leviten sondern sich ab von der Sünde. Und aus diesem Grunde sondert sie Gott ab vom Rest des Volkes, indem er sie auf ganz besondere Weise segnet:

Jos 18,7: Denn die Leviten haben keinen Teil in eurer Mitte, sondern das Priestertum des Herrn ist ihr Erbteil.

Normalerweise waren die Erstgeborenen der Familien diejenigen, die die priesterlichen Aufgaben auszuführen hatten. Doch Gott wählte sich statt den Erstgeborenen die Leviten:

4.Mo 3,45: Nimm die Leviten an Stelle aller Erstgeborenen unter den Söhnen Israels, und das Vieh der Leviten für ihr Vieh, damit die Leviten mir gehören, mir, dem Herrn.

Damit erhielten sie nicht nur die besondere Aufgabe am Dienst des Heiligtums, sondern sie empfingen ebenso eine geistliche Autoritätsrolle:

5.Mo 33,9b-11: [Die Leviten] haben dein Wort befolgt und deinen Bund bewahrt. Sie werden Jakob deine Rechtsbestimmungen lehren und Israel dein Gesetz; sie werden Räucherwerk vor dein Angesicht bringen und Ganzopfer auf deinen Altar. Segne, Herr, seine Kraft, und lass dir das Werk seiner Hände gefallen; zerschmettere die Lenden seiner Widersacher und seiner Hasser, damit sie nicht mehr aufstehen!«

5.Mo 24,8: Hüte dich vor der Plage des Aussatzes, indem du eifrig alles befolgst und tust, was dich die Priester, die Leviten, lehren. Wie ich es ihnen geboten habe, so sollt ihr es befolgen und tun!

Levi war treu. Und Treue belohnt Gott gerne.

Der Stamm erhält eine ganz besondere Aufgabe in der Familie Israel: Er soll dem Volk die Torah lehren und jeden einzelnen darin unterstützen, in der Beziehung zu Gott zu leben.

Es ist genial, wie Gott an dieser Stelle einen Fluch in Segen umwandelt. Denn wir erinnern uns, dass die Leviten von Jakob kein Stammesgebiet zugesprochen bekamen. Doch genau das macht sich Gott nun zunutze und lässt es zum Segen für das Volk werden.

Die Leviten erhalten viele Städte im ganzen Land verteilt und so hat jeder Israelit Leviten in seiner unmittelbaren Umgebung – und so die Möglichkeit, die Torah von ihnen zu lernen!
Der Kreislauf des Segnens

Doch in dieser Situation liegt auch eine große Verantwortung für das ganze Volk. Denn die Leviten hatten – da sie kein Land erhielten – auch kein „Einkommen“ im Sinne von Ernten oder Vieh, das sie hätten weiden konnten.

Ihre Aufgabe war weniger, alltägliche Arbeiten zu verrichten, sondern im Tempel zu dienen und die Torah zu studieren und zu lehren. Insofern mussten sie auf eine andere Art versorgt werden.

(Auch) aus diesem Grund gibt es in Israel das Prinzip des Zehnten. Jeder Israelit stand in der Verantwortung, treu seinen Ertrag zu verzehnten, um dadurch auch die Leviten zu versorgen.

Es ist ein simples, aber auch faszinierendes Prinzip! Der Zehnte beschreibt einen Kreislauf, der – solange es keine Unterbrechung gibt – wunderbar funktioniert:

Das Volk gibt seinen Zehnten und versorgt damit auch die Leviten.
Die Leviten sind dadurch freigesetzt und können im Tempel und im Erforschen und Lehren der Schrift arbeiten.
Das Volk profitiert nun von dieser Lehre der Leviten. Sie können dadurch geistlich wachsen und fallen viel weniger von den Wegen der Torah ab.
Das Volk wird gesegnet (weil sie nach der Torah leben) und gibt von diesem Segen wieder ihren Zehnten.

Dieser Kreislauf ist ein „Segnen“ und „Gesegnet werden“, der im übertragenen Sinne auch heute oft Sinn macht (allerdings gibt es derzeit keine Leviten im Dienst).

Als nächstes werfen einen Blick auf einige besondere Leviten aus der Bibel:
Bekannte Leviten

Unter den Leviten finden wir eine Reihe an herausragenden Persönlichkeiten. Und einige von ihnen drücken diese heilige Kompromisslosigkeit wunderbar aus.

Die bekanntesten unter ihnen sind sicherlich Mose, Aaron und Mirjam. Sie führen das Volk Israel aus Ägypten und sie sind es, die die Jahre in der Wüste prägen. Das Wunderbare ist ihr Glauben, den sie für das Wunder des Exodus aufbringen. Trotz aller Widerstände halten sie an den Verheißungen fest – auch gegen den Unglauben im eigenen Volk.

Mit einer heiligen, radikalen Liebe stellt sich Mose auch das ein oder andere Mal vor das Volk Israel, damit es Gott nicht zerstört. Die Bibel bezeugt, dass Mose der demütigste Mensch war.

Auch das ist eine Art von kompromissloser Hingabe!

4.Mo 12,3: Der Mann Mose aber war sehr demütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.

Des Weiteren gibt es viele Propheten aus dem Stamm Levi. Samuel, Jeremia und Hesekiel zum Beispiel. Und sie passen perfekt in das Profil Levis.

Sie sind geistliche Wegweiser und kräftige Stimmen, die Hoffnung und Richtung für die Zukunft geben. Sie haben die Geschichte Israels geprägt wie wenige andere und ihre Prophetien sind auch heute noch wunderbare Orientierungspunkte.

Auch Leviten wie Esra, der den Wiederaufbau Jerusalems angeleitet hat (er ist sogar ein Nachkomme Aarons), oder Barnabas im Neuen Testament (er bildete Paulus aus) waren herausragende Personen mit geistlichem Durchblick:

Apg 4,36: Joses aber, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas erhalten hatte (das heißt übersetzt: »Sohn des Trostes«), ein Levit, aus Zypern gebürtig.

Auf zwei Leviten gehen wir im Folgenden noch etwas genauer ein:
Korach und Pinchas

Korach und Pinchas sind Paradebeispiele für Leviten. Sie drücken herrlich die beiden Versionen von Levi aus: Auf der einen Seite Korach in der noch nicht geheiligten Levi-Rolle und zum anderen Pinchas als die geheiligte Version.

Beide von ihnen haben einen großen Sinn für Gerechtigkeit. Beide haben eine geistlich positive Motivation und beide sind voller Leidenschaft. Und doch stirbt der eine am Ende der Geschichte (Korach), während der andere gerühmt wird und vielen im Volk das Leben rettet (Pinchas).

Schauen wir uns als erstes Korach an (4.Mo 16). Er zettelt eine Rebellion an, weil er gerne ebenfalls leitend an der Stiftshütte dienen möchte (er möchte so wie Aaron als Hohepriester dienen). Die Motivation ist sicherlich nicht verkehrt, da er nach einem höheren geistlichen Amt strebt. Doch die Art und Weise und die Rebellion gegen die Leiterschaft zeigt die fehlende geistliche Reife auf.

Im Endeffekt werden er und die Gruppe um ihn von Gott gerichtet und umgebracht.

Auf der anderen Seite haben wir Pinchas (die Begebenheit trägt sich nur wenige Monate nach der Rebellion Korachs zu; vgl. 4.Mo 25).

Viele aus dem Volk begehen eine große Sünde, indem sie mit moabitischen und midianitischen Frauen rumhuren.

Gott bestraft das Volk mit einer großen Plage. Und diese wird erst gestoppt, als Pinchas mit leidenschaftlichem Eifer einen in die Sünde verwickelten Leiter des Volkes Israels umbringt!

Ein inneres heiliges Feuer treibt Pinchas an, die Sünde so sehr zu hassen, dass er Gericht bringt.

Gott belohnt diesen Eifer und stoppt die Plage.

Leviten haben einen tiefen Sinn für Gerechtigkeit. Sie sind stark in der Bibel verankert und wissen somit über Recht und Unrecht Bescheid.

Des Weiteren sehen wir hier sehr eindrucksvoll, dass ein Stamm (oder Personen aus einem Stamm) in der geheiligten Berufung des Stammes leben kann – oder eben auch nicht.

Benjamin zum Beispiel, hat die Aufgabe die Stämme, bzw. die beiden Häuser, zusammenzuhalten (oder zusammenzubringen). Im Laufe der Geschichte geschah das schon einige Male. Doch es bestand ein Unterschied darin ob Benjamin dies unterbewusst tat, indem es passiv daran beteiligt war oder ob Benjamin aktiv wird und die Dinge am Schopfe packt.

So ist auch es auch bei den Leviten, die ihren Sinn für Gerechtigkeit und das ausgeprägte Urteilsvermögen in heilige Bahnen lenken müssen. Dazu gehört, dass sie entsprechend ihrer Berufung die Torah kennen, lernen und lehren. Dann wird diese Kompromisslosigkeit sowohl bei ihnen also auch beim übrigen Volk in eine geistliche gute Richtung gelenkt!
Was mitnehmen?

Es gibt einiges, was wir von den Leviten lernen können:

1. Gaben in geistliche Bahnen lenken

Jeder von uns hat eine individuelle Persönlichkeit. Wir sind mit Eigenschaften, Gaben und Schwächen ausgestattet.

Levi kann für uns ein Vorbild in Sachen Entwicklung sein. Er hat es geschafft, sein aufbrausendes Gemüt und seine radikale Haltung in eine gesunde Richtung zu lenken. Das Urteilsvermögen gepaart mit ihrer geistlichen Sicht machte die Leviten zu geistlichen Vorbildern und Leitern in der Familie Israels.

Während Jakob Levi mit einem Fluch bedachte, wurden sie einige Jahrhunderte später unter Mose gesegnet und erhielten eine ganz besondere Rolle.

Und genauso kann es bei uns sein (und es sollte unser Ziel sein): Wenn wir unsere Eigenschaften und Gaben benutzen, um IHM Ehre zu geben.

2. Segnen und gesegnet werden

Der oben im Text beschriebene Kreislauf ist ein logisches Prinzip von Segnen und gesegnet werden. Auch heute noch ist es anwendbar – auch wenn nicht in seiner eigentlichen Bedeutung, da es keinen Tempeldienst und damit keine Leviten im Dienst gibt.

Doch wir dürfen deshalb zum Beispiel von Bibellehrern profitieren, weil sie (in den meisten Fällen) von anderen unterstützt oder sogar freigestellt wurden. Uns so werden auch wir und andere nach uns gesegnet, wenn wir Lehrer am Wort unterstützen.

3. Ihre Konsequenz und heilige Radikalität

Und auch in diesem Bereich dürfen wir uns ein Beispiel nehmen. Levi hat es geschafft, eine geistliche Kompromisslosigkeit zu etablieren und für heilige Momente einzusetzen.

So sind auch wir in diesem Bereich aufgefordert und herausgefordert: Wir sind gefragt, gute Entscheidungen zu treffen, konsequent zu sein und die Meinung Gottes über die Meinung anderer Menschen zu stellen.

Leviten sind viele Male in der Geschichte mit gutem Beispiel voran gegangen.

4. Das gewisse Extra

Zum Schluss nehmen wir noch ein paar Levi-Puzzleteile und setzen sie zu einem sehr genialen und aufschlussreichen Bild zusammen:

Wir wissen, dass herausragende Persönlichkeiten Leviten waren. Unter anderem waren es die Leute, die das Volk Israel dazu bewegt haben, wieder zurück ins Land Israel zu gehen: Mose, Aaron und Esra!

Leviten haben oftmals eine starke geistliche Sicht und auch tiefe Kenntnisse in der Torah. Und dieses Wissen von der Torah – die von vorne bis hinten über das Erbteil Israel spricht – und das Lehren in dieser Thematik ist es, was das Volk Israel wieder zurück ins Gelobte Land bringt! Wir haben oben gelesen, dass Israel aufgefordert wurde auf die Lehre der Leviten zu hören.

Daran lässt sich erkennen, dass auch ein Torah-Lehr-Dienst unweigerlich diese Perspektive – die Rückkehr ins Land Israel – haben muss, um ausgewogen zu sein. Denn schließlich sind Torah und das Land Israel untrennbar miteinander verbunden.

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Christos
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Die Stämme Israels 12 Ephraim

Beitragvon Ria Tameg » So 22. Aug 2021, 17:43

Wir schlagen nun die letzten beiden Kapitel, und damit den krönenden Höhepunkt, in dieser Themenreihe auf. Mit Ephraim und (im nächsten Teil) Juda betrachten wir die beiden Stämme, die die Stellvertreter der beiden Häuser sind: Das Haus Israel und das Haus Juda.

In vielen Bibelversen treten Juda und Ephraim nebeneinander auf. Oft wird sich dabei auf die beiden Häuser bezogen. So zum Beispiel auch hier:

Hes 37,19: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will den Holzstab Josephs nehmen, der in der Hand Ephraims und der Stämme Israels, seiner Mitverbundenen, ist, und will ihn zu dem Holzstab Judas hinzufügen und sie zu einem einzigen Holzstab machen, und sie sollen eins werden in meiner Hand!

Wir haben bereits gesehen, dass Ephraim und Juda herausragende Segnungen erhalten haben und für die zwei großen Aufgaben Israels Verantwortung tragen: Das Erforschen der Schrift (Juda) und das Verbreiten des Glaubens (Ephraim). Wie es dazu kam, haben wir in Teil 9 gelesen.
Ephraim

In diesem Teil nehmen wir uns also Ephraim vor. Ephraim war eigentlich ein Enkel Jakobs, wurde aber von Jakob sozusagen adoptiert. Jakob stellte somit sicher, dass das Erstgeburtsrecht (der doppelte Segen) an seinen Lieblingssohn Joseph ging. Denn da dessen Söhne, Manasse und Ephraim, jeweils ein Erbteil erhielten, bekam Joseph den doppelten Segen.

Doch wir haben gesehen, dass Ephraim nicht nur einen gewöhnlichen Teil des Segens erhielt, sondern eine ganze Fülle von Segnungen.

5.Mo 33,13-17: Von Joseph aber sagte er: »Sein Land sei vom Herrn gesegnet mit dem Köstlichsten des Himmels, mit Tau, und mit der Flut, die drunten ruht; mit der köstlichen Frucht, die in der Sonne reift, und mit den köstlichen Früchten, welche die Monde sprossen lassen; mit dem Besten der uralten Berge und vom Köstlichsten der ewigen Hügel und vom Kostbarsten des Landes und seiner Fülle; und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnt, es komme auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Prächtig ist er wie sein erstgeborener Stier, Hörner hat er wie ein Büffel; damit stößt er die Völker nieder, sie alle, [bis an] die Enden der Erde. Das sind die Zehntausende von Ephraim, und das sind die Tausende von Manasse!«

Ephraim bekam ein riesiges Potential zugewiesen. Er erhielt materiellen Segen, besondere Gaben, kriegerische Fähigkeiten und ebenso einen Leitungsauftrag in der Familie Israel.

Die militärische Kraft wird nicht nur in den obigen Versen erwähnt. Wir finden sie auch in den prophetischen Segnungen Jakobs:

1.Mo 49,23-24: Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen und gegen ihn kämpfen und ihn verfolgen, so bleibt doch sein Bogen fest und seine Arme und Hände stark.

Ebenso sticht der Segen um die vielen Nachkommen heraus:

1.Mo 48,19: Auch er [Manasse] soll zu einem Volk werden, und auch er soll groß sein; aber doch soll sein jüngerer Bruder [Ephraim] größer werden, und sein Same wird eine Menge von Völkern sein!

Der bunte Mantel Josephs könnte ein Hinweis auf diese vielen verschiedenen Völker sein.

Ephraim – so haben wir bereits gelesen – erhielt einen wichtigen Leitungsauftrag in der Welt (allerdings weniger innerhalb Israels). So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass Joseph selbst über Ägypten herrschte (und dieser Herrschaft musste sich die Familie beugen), doch innerhalb der Familie Israel leitete Juda.

Interessant ist in diesem Sinne auch der Zusammenhang zum Königreich England, das sehr wahrscheinlich primär von Nachkommen Ephraims abstammt. Denn auch diese waren für eine lange Zeit DIE Weltmacht.

Ebenso erscheinen dann die Kriege gegen Frankreich (Ruben) in einem ganz neuen Licht, da Ephraim das Erstgeburtsrecht von Ruben erhalten hat:

1.Mo 48,5: So sollen nun deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir nach Ägypten gekommen bin, mir angehören; Ephraim und Manasse sollen mir angehören wie Ruben und Simeon!

Sind die Kriege zwischen Frankreich und England also im Kern israelische Kämpfe um Macht?

Denn was bei England herauskommt ist ein Charakterzug Ephraims, um den es in diesem Teil noch häufiger gehen wird: Das Streben nach Macht und Herrschaft!
Ephraim und sein Auftrag

Ephraim hat einen Auftrag in der Welt. Sie sollten nach außen gehen und den Glauben an den einen Gott in die Welt bringen. Von den Zeiten von König David und König Salomo ist überliefert, wie das tatsächlich geschah.

Israel prägte in dieser Epoche die damals bekannte Welt (und sogar darüber hinaus). Unterstützt durch die Phönizier hatten sie die Herrschaft über die Weltmeere und übten Einfluss auf viele andere Völker aus.

Es wäre extrem spannend zu wissen, was passiert wäre, wäre Israel in den folgenden Jh. nicht von den Wegen G-ttes abgewichen. Man kann sich nur im Ansatz ausmalen, wie Israel die Welt mit kostbaren Wissen und dem wahren Glauben geprägt hätte.

Doch es sollte anders kommen. Denn es kam nicht nur Teilung vom Königreich Israel, sondern auch zum Abfall. Und dadurch konnte Ephraim seinen Auftrag nicht so ausfüllen, wie er sollte.

Leider war Ephraim zudem in beiden Prozessen entscheidend beteiligt.

Ephraim und die Macht

Ephraim hat eine Leitungsfunktion für außerhalb Israels – doch weniger für innerhalb. Dort besitzt Juda die Führungsrolle. Und das macht es nicht nur kompliziert, sondern auch ungemein herausfordernd.

Man kann an einigen Begebenheiten in der Geschichte Israels sehen, dass Ephraim und die Stämme, die ihm folgten, damit das ein oder andere Problem hatten.

Zum Beispiel war es das Bestreben König Davids, die Stämme unter sich zu vereinen. Doch das wollte nicht sofort klappen. Während es zunächst das Königshaus Benjamins war, das die übrigen Stämme überwiegend davon abhielt, sich Juda und König David anzuschließen, lässt sich auch in späteren Jahren noch eine innere Teilung des Volkes beobachten:

2. Sam 19,42-44: Und siehe, da kamen alle Männer von Israel zum König, und sie sprachen zum König: Warum haben dich unsere Brüder, die Männer von Juda, weggestohlen und haben den König und sein Haus über den Jordan geführt, und alle Männer Davids mit ihm? Da antworteten alle Männer von Juda denen von Israel: Weil der König uns näher steht! Und was zürnt ihr wegen dieser Sache? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gegessen, oder hat er uns irgend ein Geschenk gemacht? Aber die Männer von Israel antworteten den Männern von Juda und sprachen: Wir haben zehn Anteile am König und gelten auch bei David mehr als ihr! Warum habt ihr uns denn so gering geachtet? Haben wir nicht zuerst gesagt, wir wollten unseren König wieder holen? Aber die Männer von Juda redeten noch härter als die Männer von Israel.

In dieser Begebenheit – König David kehrt gerade von seiner Flucht vor Absalom zurück – herrscht ein Streit zwischen 10 Stämmen und dem Stamm Juda.

Direkt nach dieser Begebenheit ist es nochmals ein Benjaminiter (Scheba), der versucht, das Volk (schon jetzt) zu spalten.

2.Sam 20,1-2: Es traf sich aber, dass dort ein nichtswürdiger Mensch namens Scheba war, ein Sohn Bichris, eines Mannes von Benjamin, der stieß in das Schopharhorn und sprach: Wir haben keinen Anteil an David, noch ein Erbe an dem Sohn Isais; jeder von euch gehe zu seinen Zelten, Israel! Da zogen alle Israeliten von David weg und folgten Scheba, dem Sohn Bichris. Aber die Männer von Juda hingen ihrem König an, vom Jordan bis nach Jerusalem.

Doch diese Rebellion wird schnell niedergeschlagen.

Allerdings ist nur wenige Jahrzehnte später Ephraim in dieser Hinsicht „erfolgreicher“ und zettelt tatsächlich eine Rebellion an, die die Teilung Israels zur Folge hat.

Interessant ist, dass dabei die gleichen Worte benutzt werden, die auch schon Scheba benutzte:

1.Kö 12,16: Als nun ganz Israel sah, dass der König ihnen kein Gehör schenkte, antwortete das Volk dem König und sprach: Was haben wir für einen Anteil an David? Wir haben kein Erbteil an dem Sohn Isais! Auf, Israel, zu deinen Zelten! Sorge du nun für dein Haus, David! — So ging Israel zu seinen Zelten.

Der Leiter dieser Rebellion ist Jerobeam, ein Ephraimit.

Manch einer mag einwenden, dass diese Teilung ja von Gott bestimmt und gewollt war, da man in 1.Könige 11 liest, wie ein Prophet aus Shilo Jerobeam diese Teilung verheißt.

Ja, natürlich war die Teilung von Gott gewollt (sonst wäre sie nicht passiert). Sie war eine Strafe für die Sünden Salomos. Doch das ändert nichts daran, dass Jerobeam eine Rebellion gegen den König Israels angezettelt hat.

Nur weil ein Prophet etwas verheißt, heißt das nicht, dass die Aktionen die dazu folgen auch gut sind!

Jes 7,17: Der Herr aber wird über dich, über dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage bringen, wie sie niemals gekommen sind, seitdem Ephraim von Juda abgefallen ist — nämlich den König von Assyrien.

Ephraim ist von Juda abgefallen. Und mit Ephraim neun weitere Stämme, die sich an Ephraim orientierten.

Wir sehen, wie Ephraim an dieser Stelle seine Leitungsbegabung innerhalb der Familie Israels missbraucht. Und das ist eine Erkenntnis, die sehr kritisch ist, da vieles auf dem Spiel steht.

Israel hat einen großen Auftrag für die Welt und dieser ist nur zu erreichen, wenn jeder seinen Aufgaben nachkommt und Israel als Gemeinschaft agiert.

Ephraim wurde so stark gesegnet wie fast kein anderer Stamm. Und mit diesen großen Segnungen und Gaben geht eine große Verantwortung einher! Und das gilt auch gegenüber den anderen Stämmen, die Ephraim mehr nachgefolgt sind, als Juda, dem eigentlichen Leiter der Familie.
Ephraim und die Götzen

Neben diesem Macht-Problem gibt es ein weiteres, mit dem Ephraim stark konfrontiert (und herausgefordert) ist: Götzendienst!

Folgen wir der Geschichte Jerobeams, stoßen wir schnell auf diese Problematik. Denn Jerobeam hat nur kurz nach seiner Machtübernahme Entscheidungen getroffen, die die Zukunft überaus stark prägen sollte (vgl. 1.Kö 12):

Er führte neue heilige Orte ein.
Er führte neue Priester ein.
Er führte neue Festtage ein.
Er führte zwei goldene Kälber ein.

Es ist beinahe offensichtlich, wie sich diese Dinge im späteren Christentum wiederholten.

Doch die Geschichte der zehn Stämme verschlimmerte sich. Man blieb nicht nur bei diesen „Sünden Jerobeams“, sondern unter Ahab kamen abscheuliche Gräueltaten hinzu:

1.Kö 16,29-33: Im achtunddreißigsten Jahr [der Regierung] Asas, des Königs von Juda, wurde Ahab, der Sohn Omris, König über Israel, und er regierte 22 Jahre lang in Samaria über Israel. Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des Herrn, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. War es nicht genug, dass er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wandelte? Denn es geschah, dass er sogar Isebel zur Frau nahm, die Tochter Et-Baals, des Königs der Zidonier; und er ging hin und diente dem Baal und betete ihn an. Und er errichtete dem Baal einen Altar im Haus Baals, das er in Samaria baute. Ahab machte auch ein Aschera-Standbild, so dass Ahab mehr tat, was den Herrn, den Gott Israels, erzürnte, als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.

Unter Ahab ließ das Nordreich (unter der Führung Ephraims!) den Gott Israels hinter sich und diente nun anderen Göttern. Das sollte sich bis zum Exil durch die Assyrer nur noch zwischenzeitlich und für kurze Zeit ändern.

Letzten Endes blieb das vernichtende Urteil übrig:

2.Kö 17,16-17: Und sie verließen alle Gebote des Herrn, ihres Gottes, und machten sich Bilder, zwei gegossene Kälber, und machten ein Aschera-Standbild und beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal. Und sie ließen ihre Söhne und ihre Töchter durchs Feuer gehen und trieben Wahrsagerei und Zauberei und verkauften sich, zu tun, was böse ist in den Augen des Herrn, um ihn zu erzürnen.

Man könnte diese Zeit, in der Ephraim als Stamm über die übrigen neun leitete, mit der Erkenntnis zusammenfassen, dass kein Segen darauf liegt, wenn Ephraim (alleine!?) über Israel herrscht. Man erkennt deutlich, in welche Richtung dies verlief.
Noch mehr Götzengeschichten

Vielleicht denkt der ein oder andere, dass dieser Verlauf einmalig in der Geschichte Ephraims ist. Doch leider ist es das nicht.

Eine der schlimmsten Begebenheiten in der israelischen Geschichte finden wir in Richter 17 und den anschließenden Kapiteln.

Dort begegnet uns ein Mann, Micha, aus den Bergen Ephraims, der sich einen Hausgötzen anfertigt und für diesen Götzendienst einen eigen Leviten anstellt. Der Überlieferung zufolge ließen sich von diesem Götzendienst viele, viele Israeliten „anstecken“.

Ri 17,1-12: Und es war ein Mann vom Bergland Ephraim namens Micha. […]Da nahm seine Mutter 200 Silberlinge und gab sie dem Goldschmied; der machte ihr daraus ein Bildnis und ein gegossenes Bild; das kam in Michas Haus. So hatte also Micha ein Gotteshaus, und er machte ein Ephod und Teraphim und weihte einen seiner Söhne, damit er ihm als Priester diente. Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen. Es war aber ein junger Mann aus Bethlehem-Juda, vom Geschlecht Judas, der war ein Levit und hielt sich dort als Fremdling auf. […] Da sprach Micha zu ihm: Bleibe bei mir! Du sollst mir Vater und Priester sein; ich will dir jährlich zehn Silberlinge und Bekleidung und deinen Unterhalt geben! Und der Levit ging hinein. […] Und Micha weihte den Leviten, damit der junge Mann ihm als Priester diente; und er blieb in Michas Haus.

Erneut also erkennen wir hier einen Zusammenhang zwischen Ephraim und Götzendienst.

Doch auch im christlichen Zeitalter lässt sich dies beobachten. Viele Elemente aus heidnischem Götzendienst haben bei unzähligen (wahrscheinlichen) Nachkommen der Zehn Stämme – zum Beispiel in Form von Weihnachten und Ostern – Einzug erhalten.

Und das kommt nicht von ungefähr. Schon Jh zuvor hat es G-tt angedroht, dass das Volk Israel G-tzen anbeten würde, wenn es vom Leben mit der Torah abkommen sollte. Und genau so kam es.

5.Mo 28,64: Denn der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen von einem Ende der Erde bis zum anderen; und du wirst dort anderen Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren, [Göttern aus] Holz und Stein.

Man erkennt hier auch die große Gefahr, die die Aufgabe Ephraims beinhaltet. Er war berufen dazu, Einfluss in der Welt auszuüben. Doch wenn man nach außen hin aktiv ist, kann es leicht passieren, dass man auch von der Welt zu stark beeinflusst wird – vor allem dann, wenn man die Wege der Torah nicht klar vor Augen hat. (Waren das die Auswirkungen durch die fehlenden Leviten, die für das Torah-lehren verantwortlich waren?!)

Und so wurde es nicht nur für Ephraim prophezeit, sondern es geschah auch tatsächlich so:

Hos 7,8a: Ephraim hat sich mit den anderen Völkern vermischt.

Hos 8,8: Verschlungen wird Israel! Schon sind sie unter den Heiden geworden wie ein Gefäß, an dem man kein Wohlgefallen hat.

Hos 8,12: Wenn ich ihm mein Gesetz auch noch so oft vorschreiben würde, so halten sie es doch für etwas Fremdes!

Es beschleicht einen das Gefühl, dass Ephraim in dieser Geschichte nicht sonderlich gut wegkommt. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass aufgrund der enormen Segnungen Ephraims auch der Anspruch riesig ist.

Zudem dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass die Zehn Stämme definitiv einen großen Einfluss auf die westliche Welt genommen hat. Und der war mitnichten ausschließlich negativ. Doch wir werden später noch erkennen, welche wunderbare Rolle Ephraim noch in der Geschichte einnehmen wird.

Bevor wir uns weiter auf Ephraims Rolle konzentrieren, schließen wir zunächst die Geschichte um den Götzendienst ab. Denn eines ist in dieser Hinsicht wichtig:

Auf dem Weg zurück ins Land – den auch die zehn verlorenen Stämme eines Tages gehen werden – wird die Aufforderung kommen, alle restlichen Götzen abzulegen. Interessant ist, dass die Prophetische Reise ins Verheißene Land dahingehend unterstützend wirkt.
Ephraim und Juda

Als nächstes kommen wir auf die Beziehung zwischen Ephraim und Juda zu sprechen. Denn – und das klang schon in einigen Abschnitten an – diese ist aufgrund der Erlebnisse und der speziellen Konstellation alles andere als entspannt.

Sicherlich geht es hierbei stark um das schon erwähnte Streben nach Macht und Herrschaft von Ephraim!

An vielen Geschehnissen – vor allem bei der Teilung von Israel – wird deutlich, dass Ephraim Schwierigkeiten hat, die Leitungsrolle Judas zu akzeptieren. Man kann dies mit Eifersucht und Neid betiteln:

Jes 11,13: Und die Eifersucht Ephraims soll weichen, und die Widersacher Judas sollen ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Ephraim nicht mehr bedrängen.

Doch es wird nicht nur in dieser Prophetie deutlich, dass es eine Wiederherstellung in dieser Beziehung geben wird.

Interessant ist auf jeden Fall, dass es damals (wie heute) aus dem Stamm Ephraim Menschen gab, die erkannt haben, welch riesiges Potential in einer gemeinsamen Beziehung von Juda von Ephraim liegt. Aus diesem Grund wechselten einige Ephraimiten ins Südreich, um die Rebellion gegen Juda nicht mitzumachen:

2.Chr 15,9: Und er versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon; denn eine große Zahl von Leuten lief aus Israel zu ihm über, als sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war.

1.Chr 9,1-3: Und ganz Israel wurde nach seinen Geschlechtern verzeichnet, und siehe, sie sind eingeschrieben im Buch der Könige von Israel. Und Juda wurde nach Babel weggeführt um seiner Untreue willen. Und die früheren Einwohner, die in ihrem Eigentum, in ihren Städten wohnten, waren Israeliten, die Priester, die Leviten und die Tempeldiener. Und in Jerusalem wohnten von den Kindern Judas und von den Kindern Benjamins und von den Kindern Ephraims und Manasses.

Es ist kein Zufall, dass zu dem gewaltigen Widerherstellungsprozess auch die Wiedervereinigung von Juda und Ephraim gehört. Denn wenn Juda und Ephraim gemeinsam Hand-in-Hand ihre Aufgaben wahrnehmen, werden sie von Sieg zu Sieg eilen:

Sach 9,13: Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt, und ich will deine Söhne, o Zion, erwecken gegen deine Söhne, o Griechenland, und will dich machen wie das Schwert eines Helden!

Auch in geistlicher Hinsicht erkennen wir, wie sich die beiden Stämme unterstützen könnten und eigentlich voneinander profitieren sollten.

So forderte Jeremia das Haus Juda mehrfach auf, von Ephraim und den Geschehnissen im Nordreich (nach der Eroberung durch die Assyrer) zu lernen:

Jer 7,12-15: Denn geht doch hin zu meiner Stätte in Silo, wo ich zuerst meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin wegen der Bosheit meines Volkes Israel! Und nun, weil ihr alle diese Werke verübt habt, spricht der Herr, und weil ich zu euch geredet habe, indem ich mich früh aufmachte und [immer wieder] redete, ihr aber nicht hören wolltet; weil ich euch gerufen habe, ihr aber nicht geantwortet habt, so will ich auch mit dem Haus, das nach meinem Namen genannt ist und auf das ihr euch verlasst, und mit dem Ort, den ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin; und ich will auch euch von meinem Angesicht verwerfen, gleichwie ich alle eure Brüder, die ganze Nachkommenschaft Ephraims, verworfen habe!

Shilo (Silo), der Ort an der die Bundeslade für 369 Jahre stand, war einer der wichtigsten Städte im Stammesgebiet von Ephraim. Shilo war die Haupstadt Israels in der Zeit von Josua und der Richter. Doch weil das Volk, immer weniger in den Wegen Gottes lebte, wurde Shilo zerstört.

Juda (Jerusalem) sollte sich dies – so Jeremia – als warnendes Beispiel nehmen und umkehren.

Genauso weist er deutlich auf die Geschehnisse hin, die das Nordreich durch die Assyrer erleben musste:

Jer 3,6-10: Und der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Josia: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie ist auf jeden hohen Berg und unter jeden grünen Baum gelaufen und hat dort Hurerei getrieben! Und ich dachte, nachdem sie das alles getan hat, wird sie zu mir zurückkehren. Aber sie kehrte nicht zurück. Und ihre treulose Schwester Juda sah dies; ich aber sah, dass, obwohl ich die abtrünnige Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, sich ihre treulose Schwester Juda nicht fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei zu treiben. Und so kam es, dass sie durch ihre leichtfertige Hurerei das Land entweihte; und sie trieb Ehebruch mit Stein und Holz. Trotz alledem ist ihre treulose Schwester Juda nicht von ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein, spricht der Herr.

Das Haus Juda sollte vom Nordreich lernen: Kehrt um, sonst passiert euch ähnliches wie euern Brüdern im Norden!

Doch Juda war zu stolz und zu sehr verstrickt im Götzendienst, um sich diese Warnung zu Herzen zu nehmen (zumindest die meisten Könige Judas).

Im Gegenteil! Stattdessen übernahm man Jahre zuvor den Götzendienst, der in Ephraim und den anderen Stämmen praktiziert wurde:

2.Kö 16,2-4: Ahas war 20 Jahre alt, als er König wurde, und er regierte 16 Jahre lang in Jerusalem. Und er tat nicht, was recht war in den Augen des Herrn, seines Gottes, wie sein Vater David. Denn er wandelte auf dem Weg der Könige von Israel; er ließ sogar seinen Sohn durchs Feuer gehen nach den Gräueln der Heidenvölker, die der Herr vor den Kindern Israels vertrieben hatte. Und er opferte und räucherte auf den Höhen und auf den Hügeln und unter allen grünen Bäumen.

Während also in biblischen Zeiten Juda von Ephraim lernen sollte, hat sich das Bild eher gedreht. Wir lesen dazu im Propheten Sacharja über das Ende der Zeiten:

Sach 8,23: So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen [wird es geschehen], dass zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist!«

Zehn aus den Heiden (zehn als Verweis auf die zehn verlorenen Stämme und Heiden auf Ephraim, das sich mit den Heiden vermischt hat) ergreifen die Tzitzit der Juden.

Das ist nicht nur ein Hinweis auf „wir wollen von euch Torah lernen“, sondern es geht sogar noch weiter. Der Vers sagt „wir wollen mit euch gehen!“

Und was sagt der Prophet Amos über das „miteinander gehen“:

Am 3,3: Gehen auch zwei miteinander, ohne dass sie übereingekommen sind?

Das Ziel ist das Eins-Werden der beiden Häuser: Das Haus Juda und das Haus Israel unter der Führung von Ephraim. Es ist ein Meilenstein auf dem Weg der Widerherstellung!

Doch leider steht Ephraim auch heute noch sehr häufig ein Hindernis im Weg, um Schritte auf Juda zuzugehen: Die Rebellion, die Eifersucht und der Stolz!

Wenn Ephraim dies allerdings überwindet… dann kann einiges passieren!
Der gewaltige Aufbruch Ephraims!

Wir leben in herausragenden Zeiten. Eine Revolution hat begonnen. Ephraim besinnt sich immer mehr seiner Wurzeln und startet den Weg der Widerherstellung.

Gott reinigt sein Volk, er reinigt die verlorenen Stämme:

Hos 2,19: Und ich werde die Namen der Baale aus ihrem Mund entfernen, dass an ihre Namen nicht mehr gedacht werden soll.

Ephraim lernt das Böse und Gute zu unterschieden:

Amos 5,15: Hasst das Böse und liebt das Gute, und gebt dem Recht seinen Platz im Tor; vielleicht wird der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein.

Und in diesem Prozess öffnet sich auch der Blick Ephraims (und auch der übrigen Stämme) hin zu seinem Bruder Juda. Eifersucht, Rebellion und andere Hindernisse beginnen zu bröckeln. Und damit beginnt eine immer stärker werdende Allianz zweier Stämme (bzw. Häuser/aller Stämme), die bewirken wird, dass sich das vollständige Potential Israels entfalten kann.

Und dann wird auch Ephraim einen seiner großen Aufträge erfüllen können: Die Rückführung der Stämme!

Bitte was?

Ja, genauso wie Ephraim eine große Verantwortung darin trug, dass die zehn Stämme ins Exil mussten, wird Ephraim auch einen riesigen Anteil darin haben, die Stämme zurück zu bringen.

Und – vielleicht ist das der nächste Wachrüttler – es war schon einmal fast soweit! Ephraim war drauf und dran mit Juda gemeinsam die Rückführung einzuläuten und das neue Königreich Israel zu gründen…

Doch leider sollte es anders kommen.

Von was ich spreche?
Das Britische Empire

Das Britische Empire stammt wie wir in Teil 7 gesehen haben primär vom Stamm Ephraim ab.

Und im frühen 20.Jh. war das Königreich England auf dem Höhepunkt seiner Geschichte. Man beherrschte Länder auf jedem Kontinent der Erde. Man nannte es auch „das Reich, in dem niemals die Sonne untergeht“. Es war ein Weltreich, wie wenige zuvor.

Eine der englischen Kolonien wurde im Jahre 1917 ein kleines Land, das damals den Namen Palästina trug. Die Engländer eroberten es von den Türken, so dass die 400jährige Ottomanische Herrschaft über Palästina zu Ende ging.

Doch zu dieser Zeit war schon eine weitere Bewegung im vollen Gange: Der jüdische Zionismus! Aus immer mehr Ländern machten sich Juden auf den Weg zurück ins Verheißene Land. Es fing tröpfchenweise an, doch die Bewegung wurde immer größer.

Während man zu Beginn mit fehlender Arbeit, den widrigen Begebenheiten des Landes und den kulturellen Schwierigkeiten zwischen Türken, Arabern und Juden zu schaffen hatte, gesellte sich schon bald ein weiteres Problem hinzu: Die englische Regulierung der Einwanderung!

Es hätte alles so schön werden können! Die Engländer (Ephraim) beherrschten das Land. Sie hätten gemeinsam mit den Juden (Juda) ein starkes und herrliches Israel aufbauen können.

Das hätte nicht nur ein starkes Land Israel ergeben, sondern auch hunderttausenden von Juden die Schoah ersparen und damit das Leben retten können. Denn es gab extrem viele Juden, die händeringend nach Visa für andere Länder gesucht, aber nicht erhalten haben.

Doch die Zeit dafür war leider noch nicht reif für ein wiederhergestelltes Israel!

Die Engländer suchten das Wohlwollen und die Gunst der Araber (und vor allem arabische Kontakte zu Öl-Lieferanten!) und regulierten aus diesem Grund die jüdische Einwanderung. Viele Schiffe mit tausenden Flüchtlingen wurden abgewiesen, zurück nach Europa gebracht oder nicht an Land gelassen, so dass sie Schiffbruch erlitten.

Es ist das alte Problem Ephraims: Das Streben nach Macht und die fehlende Bereitschaft, sich Juda unterzuordnen, waren die Dinge, die den Engländern hier im Wege standen. Doch es wäre viel weniger nötig gewesen, um eine gute Zusammenarbeit zwischen Juda und Ephraim entstehen zu lassen.

Es sei allerdings auch angemerkt, dass sich viele Engländer natürlich um Juden gekümmert haben und sich für einen israelischen Staat eingesetzt haben! Es war ein nicht ganz so kleiner Überrest, der schon damals die Verantwortung gegenüber Juda erkannte.

In jedem Fall spielte Ephraim schon bei der Staatengründung eine sehr entscheidende Rolle. Und das ist sehr interessant. Genauso ist es bemerkenswert, dass es die Engländer waren (Ephraim), die die Türken aus Palästina vertrieben haben.

Ephraim hat einen großen Auftrag im Zurückbringen der Stämme. Zwar spricht die Bibel nicht viel darüber, wie die Rolle Ephraims in der Rückführung letztendlich exakt aussehen wird. Doch wir haben eine Person in der biblischen Geschichte, die eindrucksvoll zeigt, dass Ephraim entscheidend für diesen riesigen Exodus ist.
Josua Ben Nun

Josua, der Nachfolger Moses, war ein Ephraimit und eine prophetische Figur für unseren Messias.

Er führte das Volk ins Verheißene Land – und das mit vielen Zeichen und Wundern. Er folgte dabei den Stationen der Prophetischen Reise ins Gelobte Land und brachte jeden Stamm in sein Stammesgebiet.

Josua ist sozusagen der geheiligte Ephraimit. Ein Ephraimiter, der die Berufung des Stammes ausführt.

Und wir erkennen ein wunderbares Zusammenspiel von Levi, Ephraim und Juda:

Levi lehrt im Exil die Torah und verweist auf die Rückkehr ins Land.

Ephraim (insbesondere unser Messias [Ben Joseph]) führt die Stämme zurück ins Land.

Und Juda übernimmt hier im Land die Königsherrschaft – letztendlich dann als der Messias Ben David!

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Christos
Ria Tameg
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Die Stämme Israels 13 Juda

Beitragvon Ria Tameg » So 22. Aug 2021, 17:45

Dich, Juda, werden deine Brüder preisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein; vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen. (1.Mo 49,8)

JudaNachdem wir in den letzten Wochen fast alle Stämme untersucht haben, nehmen wir heute mit Juda den letzten und einen sehr außergewöhnlichen Stamm unter die Lupe.

Der Sohn Juda (im Hebräischen „Jehuda“ = „Lobpreis“) nimmt in der Bibel zunächst keine besondere Rolle ein. Er ist der vierte Sohn, der Jakob geboren wird (die ersten vier sind alle von Lea), und tritt erst beim Verkauf von Joseph in Erscheinung:

1.Mo 37,26-27: Da sprach Juda zu seinen Brüdern: Was gewinnen wir damit, dass wir unseren Bruder töten und sein Blut verbergen? Kommt, wir wollen ihn den Ismaelitern verkaufen und nicht selbst Hand an ihn legen; denn er ist unser Bruder, unser Fleisch! Und seine Brüder stimmten zu.

Juda bringt einen sehr interessanten Vorschlag: Statt Joseph zu töten, sollte man ihn doch eher verkaufen.

Dies rettet Joseph zwar das Leben, doch macht es seine Situation nicht gerade besser (er landet zunächst als Sklave in Ägypten).

Anschließend plagen Juda Gewissensbisse. Juda zeiht von seinen Brüdern weg (1.Mo 38,1) und muss in der Folge den Verlust sogar zweier Söhne hinnehmen (sein Vater Jakob „verlor“ nur einen Sohn, Joseph).

Dies bringt Juda zur Umkehr, so dass er zur Familie zurückkehrte. Doch nicht nur das: Nun übernimmt er sogar Verantwortung, indem er nicht nur für seinen Bruder Benjamin einsteht…:

1.Mo 43,8-9: Und Juda sprach zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben [Benjamin] mit, so wollen wir uns auf den Weg machen, damit wir leben und nicht sterben, wir und du und unsere Kinder! Ich will für ihn bürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wiederbringe und ihn vor dein Angesicht stelle, so will ich die Schuld tragen vor dir mein ganzes Leben lang.

…sondern er wird Jahre später auch explizit mit der Leitung der Familie beauftragt:

1.Mo 49,10: Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.

Eine herausfordernde Aufgabe

Unter all den Stämmen und ihren Aufgaben finden wir mit Juda also denjenigen, der sie leiten soll. Wenn keiner weiß, in welche Richtung es geht, soll er es zeigen. Wenn Gefahr droht, soll er voran gehen. Wenn es eine Aufgabe gibt, die keiner machen möchte, hat er die Verantwortung sie zu erfüllen oder jemanden zu finden, der sie erledigt.

Man braucht keine große Vorstellungskraft, um zu sehen, dass diese Aufgabe nicht wirklich einfach und nicht immer bequem ist. Natürlich, es ist eine Rolle, der große Ehre zukommt, aber ebenso eine, die sehr viel kostet. Dies könnten viele Leiter, Chefs oder Führende bestätigen.

Sicherlich ist es kein Zufall, dass Ephraim (der ja auch eine Leitungsfunktion besitzt) aufgrunddessen mit Eifersucht zu kämpfen hat:

Jes 11,13: Und die Eifersucht Ephraims soll weichen, und die Widersacher Judas sollen ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Ephraim nicht mehr bedrängen.

Schauen wir nun in die Geschichte, wie Juda diese Leitungsrolle annahm und zu erfüllen versuchte…
Juda, der Leiter

Als es aus Ägypten zurück ins versprochene Land geht, ist es Juda, der dem ganzen Volk vorangeht (aufgrund der Lagerordnung). Auch leitet er den östlichen Teil des Lagers (siehe Grafik).

LagerIsraels

Nachdem Josua abgetreten ist, ist es Juda, von dem Gott wünscht, dass er in Kriegen vorangeht (s.u.). Beachte, dass hier Ephraims Aufgabe gut herauskommt: Das Volk Israel ist nun im Gelobten Land, in das sie Josua (vom Stamm Ephraim) leitete. Doch nun soll ausdrücklich Juda die Leitung übernehmen:

Ri 1,1-2: Und es geschah nach dem Tod Josuas, da fragten die Söhne Israels den Herrn und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen? Und der Herr sprach: Juda soll hinaufziehen! Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben.

Ri 20,18: Und die Söhne Israels machten sich auf und zogen hinauf nach Bethel; und sie befragten Gott und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen zum Kampf mit den Söhnen Benjamins? Und der Herr sprach: Juda zuerst!

(Der erste Richter, Otniel, stammt sogar vom Stamm Juda.)

Nachdem es für Israel zur Zeit der Richter nicht wirklich befriedigend verläuft, folgt nun die Zeit der Könige. Levi (in Form von Samuel) bereitet sie vor. Das Ziel ist nicht nur der Gehorsam gegenüber Gott, sondern auch die Vereinigung aller Stämme zu einem Volk (das Buch der Richter zeigt an vielen Stellen eindrücklich die fehlende Einheit).

Nachdem Saul (Benjamin) einen ersten wichtigen Beitrag dazu leistet, scheint es, als wäre nun Juda (in Form von David) bereit, seine Rolle als leitender Stamm anzunehmen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich doch sehr zurückgehalten, obwohl sie von Gott und auch von Mose deutlich zur Führung bestimmt wurden.

Diese Begebenheit ist sehr aufschlussreich. Denn zum einen ist es natürlich für das Volk ein großer Nachteil, dass der leitende Stamm seine Leitung nicht wahrnimmt. Doch es zeigt auch, dass Juda sich alles andere als aufdrängen möchte!

Dies ist nun hochspannend und wir müssen sehr genau aufpassen:

Juda ist der leitende Stamm. Doch er zögert, diese Position einzunehmen! Das ist zum einen ein Ausdruck von Demut. Auf der anderen Seite aber auch ein Fehlen von Initiative.

Doch von einem weiteren Blickwinkel aus gesehen liegt es zudemam Verhalten der anderen Stämme, da sie nicht die von Gott eingesetzte Leitung annehmen.

Wir lesen im Buch der Richter folgendes – sogar zweimal:

Ri 17,6: Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.

Ri 21,25: Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.

Jeder tat was recht war in seinen Augen! Das ist ein echtes Problem wie wir im Verlaufe des Richterbuches sehen (Ri 21,25 ist der letzte Vers im Richterbuch). Das Volk zerreibt sich, verfällt in Götzendienst und ein Stamm (Benjamin) wird beinahe ausgelöscht.

Was wäre passiert, hätte Juda stärker die Leitung und Führung gesucht? Was wäre passiert, hätten sich die Stämme schon hier unter die Führung Judas untergeordnet!?

Jeder im Volk kannte die Verheißungen, die ihr Vorvater Jakob gegeben hatte.

Doch was ist so spannend an diesem Punkt? Die Geschichte wiederholt sich!

Dazu später mehr. Zunächst kommen wir zu unserer chronologischen Juda-Analyse zurück:
Juda, der König

König David betritt nun die Bühne.

1.Chronik 28,4: Nun hat der Herr, der Gott Israels, aus dem ganzen Haus meines Vaters mich erwählt, dass ich auf ewig König über Israel sein sollte; denn er hat Juda zum Fürsten erwählt, und im Stamm Juda das Haus meines Vaters, und unter den Söhnen meines Vaters hatte er Wohlgefallen an mir, so dass er mich zum König über ganz Israel machte.

Keiner von uns sollte sich nach dem bisher Gehörtem wundern, dass es zunächst nur der Stamm Juda ist, der David als König akzeptiert!

2.Sam 2,10: Ischboset aber, Sauls Sohn, war 40 Jahre alt, als er König wurde über Israel, und er regierte zwei Jahre lang. Nur das Haus Juda hielt zu David.

Erst 7 Jahre später, folgen die anderen Stämme!

Interessant ist, dass bei der Zusammenführung von Juda und der übrigen Stämme unter die Herrschaft König Davids ausschließlich Benjaminiter beteiligt waren (Abner, Ischboset, Baana und Rekab – vgl. 2. Sam 3+4). Über Benjamin hatten wir herausgefunden, dass er häufig als Bindeglied fungiert.

Die Zeit unter König David und König Salomo ist die Blütezeit in der Geschichte Israels. Israel wird zur Weltmacht, indem es Einfluss auf die gesamte bekannte Welt ausübt (mit Hilfe der Schiffsflotten der Phönizier siedeln sich Israeliten in Amerika, Irland und anderen entfernten Orten an).

In diesen Jahrzehnten leben die Stämme vereint unter der Führung Judas und erfüllen ihre Aufgaben. Doch diese „messianische“ Zeit währt nicht lange. Es kommt zum Bruch zwischen den Stämmen und damit auch zum Bruch des israelischen Großreiches.

Israel teilt sich in ein Südreich (Juda, Benjamin und Levi) und ein Nordreich (übrige 10 Stämme). Und dieser Bruch hat viel mit den Rollen von Juda und Ephraim zu tun. Denn beide haben sie Führungsrollen, so dass die Konstellation von vornherein nicht einfach ist. Ephraims Eifersucht (Jes 11,13) spielt in dieser Trennungsgeschichte mit Sicherheit eine große Rolle. Letztendlich ist es Ephraim, der die Rebellion gegen Juda anführt.

Doch diese Trennung und die späteren Jh. haben auf Juda große Auswirkungen!
Juda ohne 10

Während die zehn Stämme im Norden viele Jahre später aus dem Bund mit Gott getrennt werden (vgl. Jer 3), verbleibt das Haus Juda darin!

In der Folge nennen sich Juda, Benjamin, Levi und viele aus den anderen Stämmen, die zu Juda übergewechselt sind (vgl. z.B. 2.Chr 15), „Juden“. So bezeichnet sich Mordechai zum Beispiel als Jude vom Stamm Benjamin (Est 2,5).

Das ist für uns heute wichtig zu wissen. Es gab zwar – auch über die Jh. – viele aus den anderen Stämmen, die sich dem Haus Juda anschlossen. Doch primär besteht das Haus Juda aus dem Stamm Juda.

Ein weiteres sehr einschneidendes Ergebnis hatte die Teilung Israels und das Scheiden der zehn Stämme aus dem Bund: Der Sanhedrin (der oberste Gerichtshof) fiel komplett in die Hand des Hauses Juda!
Das oberste Gericht

Der Sanhedrin wurde von Mose eingeführt. Er setze 70 Älteste ein, die bei jeglichen Streitereien richten sollten.

Speziell für diesen Vorgang wurde ein immens wichtiges Gebot eingeführt:

5.Mo 17,8-13: Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil zu fällen in Sachen eines Mordes oder eines Streites oder einer Körperverletzung, bei irgendeiner Streitsache, die innerhalb deiner Tore vorkommt, dann mache dich auf und geh hinauf an den Ort, den der Herr, dein Gott, erwählen wird. Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, und zu dem Richter kommen, der zu jener Zeit [im Amt] sein wird, und fragen; sie sollen dir das Urteil sprechen.

Und du sollst nach dem Urteilsspruch handeln, den sie dir von jenem Ort aus verkünden, den der Herr erwählen wird, und sollst darauf achten, dass du tust nach allem, was sie dich lehren werden. Nach dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du handeln; du sollst von dem Urteilsspruch, den sie dir verkünden, weder zur Rechten noch zur Linken abweichen.

Der Mann aber, der so vermessen wäre, dass er dem Priester, der dort steht, um dem Herrn, deinem Gott, zu dienen, oder dem Richter nicht gehorcht, jener Mann soll sterben! So sollst du das Böse aus Israel ausrotten. Und das ganze Volk soll es hören und sich fürchten und nicht mehr vermessen sein.

Das heißt, wenn es irgendeine (!) Streitsache in Israel gab, sollte man zu den aktuellen Richtern nach Jerusalem (dort wohnte der Sanhedrin) gehen. Dort wurde dann darüber entschieden.

Das Besondere ist, dass die getroffenen Entscheidungen dann für das ganze Volk bindend wurden – sogar auf die Todesstrafe hin! Ist das nicht erstaunlich?

An dieser Stelle legalisiert Gott ausdrücklich Gebote aus der Hand von Menschen!

Und so schließt sich an dieser Stelle ein Kreis – denn dadurch, dass der Sanhedrin später ausschließlich im Hause Juda war, erfüllte sich eine wichtige Prophezeiung von Jakob an Juda:
Mechokek

Wir lesen im Propheten Jesaja, dass Gott unser Gesetzgeber ist:

Jes 33,22: Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Gesetzgeber (mechok‘kenu), der Herr ist unser König; er wird uns retten!

Doch es ist markant, dass dies auch über Juda ausgesagt wird:

Ps 60,9: Gilead gehört mir, und Manasse gehört mir, und Ephraim ist die Festung meines Hauptes, Juda mein Herrscherstab (mechok’ki).

Ps 108,9: Gilead gehört mir, Manasse gehört mir, und Ephraim ist die Festung meines Hauptes, Juda mein Herrscherstab (mechok’ki).

Wir sehen im Deutschen nicht, dass hier immer das gleiche Wort benutzt wird: mechokek. Dieses Wort taucht nur sehr selten im Tanach auf. Doch die Aussage ist eindeutig: „Gesetzgeber“.

In Jesaja 10 kommt dieses Wort in der Verbform vor:

Jes 10,1: Wehe denen, die ungerechte Gesetze erlassen (ha‘chokekim), und den Schreibern, die bedrückende Vorschriften schreiben.

Juda wurde von Gott mit einer besonderen Aufgabe gesegnet. Und diese beinhaltet diesen Versen zufolge, dass Juda Gesetze erlassen darf.

1.Mo 49,10: Es wird das Zepter nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab (mechokek; „die Autorität Gesetze zu erlassen“) von seinen Füßen, bis der Schilo kommt, und ihm werden die Völker gehorsam sein.

Bis also der Schilo kommt (ein Verweis auf den Messias) und ihm alle (!) Völker gehorsam sein werden, wird Juda diese Autorität besitzen.

(Manche sind der Meinung, dass dieser Vers schon erfüllt sei, weil der „Shilo“ ja schon gekommen sei. Lies dazu gerne „Prophetische Schritte ins Verheißene Land – Teil 6 – Rast in Shilo“. Der Kontext des Verses macht aus meiner Sicht deutlich, dass die beschriebenen Zeichen noch nicht erfüllt sind.)

Wir haben oben in der Stelle über 5.Mose 17,8-13 gesehen, wie es möglich war, Menschengebote zu erlassen. Und da für viele Jh. der Sanhedrin im Haus Juda weilte, konnte Juda diese Prophezeiung erfüllen.

Das Zepter

Die Segnung von Jakob an Juda enthält auch die sehr interessante Aussage „Es wird das Zepter [hebr. shevet] nicht von Juda weichen“.

Zum einen ist es natürlich eine Prophetie auf die Könige und den Messias die aus Juda stammen.

Auf der anderen Seite hat dieses hebräische Wort shevet allerdings noch eine weitere Bedeutung: Nämlich „Clan“ oder „Stamm“!

Was bedeutet das?

Der Vers sagt auf einer tieferen Ebene aus, dass die Identifikation als Stamm/Clan nicht von Juda weichen soll!

Während also die anderen Stämme ihre Identität verlieren (sie haben sich unter die Nationen vermischt), wird Juda immer als „Juda“ zu erkennen sein! Spannend, oder?

Und damit kommen wir zu einem wichtigen Nebenschauplatz…
Wer ist Juda?

Nicht wenige Male habe ich schon gehört, wie Menschen erklärten, dass die heutigen Juden nicht die „richtigen Juden“ seien. Was machen wir mit solchen Aussagen?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass solche Aussagen die Rebellion Ephraims erkennen lassen. Doch ich möchte einige Schriftstellen aufzeigen, die aus meiner Sicht dafür sprechen, dass die heutigen Juden tatsächlich das Haus Juda repräsentieren.
Zeichen

Die Torah legt dem Volk Gottes Bündniszeichen auf. Die wichtigsten davon sind der Schabbat, die Festtage und die Beschneidung:

2.Mo 31,13: Rede du zu den Kindern Israels und sprich: Haltet nur ja meine Sabbate! Denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch für alle eure [künftigen] Geschlechter, damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt.

2.Mo 31,17: Er [der Schabbat] ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israels; denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht; aber am siebten Tag ruhte er und erquickte sich.

1.Mo 17,11: Und ihr sollt am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden. Das soll ein Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch.

2.Mo 13,3-9: Da sprach Mose zu dem Volk: Gedenkt an diesen Tag, an dem ihr aus Ägypten gezogen seid, aus dem Haus der Knechtschaft, dass der Herr euch mit mächtiger Hand von dort herausgeführt hat: darum sollt ihr nichts Gesäuertes essen! […] so sollst du diesen Dienst in diesem Monat bewahren. Sieben Tage lang sollst du ungesäuertes [Brot] essen, und am siebten Tag ist ein Fest des Herrn. Man soll diese sieben Tage lang ungesäuertes [Brot] essen, und kein gesäuertes [Brot] soll bei dir gesehen werden; und kein Sauerteig soll gesehen werden in deinem ganzen Gebiet. […] Und es soll dir wie ein Zeichen sein in deiner Hand und ein Erinnerungszeichen vor deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Mund sei, weil der Herr dich mit mächtiger Hand aus Ägypten herausgeführt hat.

Diese Bündniszeichen werden von Juden bis zum heutigen Tag eingehalten.
Zurück ins Land

Über dem Haus Juda wird an vielen Stellen ausgesagt, dass sie zurück ins Land Israel kommen werden. Und genau dies dürfen wir in diesen heutigen Zeiten miterleben.
Löwe und Löwin

Wir haben über Dan und Gad gelesen, dass sie wie Löwe (Dan) und Löwin (Gad) kämpfen. Es geht dabei um Angriff und Verteidigung.

Interessanterweise wird über Juda beides prophezeit:

1.Mo 49,9: Juda ist ein junger Löwe; mit Beute beladen steigst du, mein Sohn, empor! Er hat sich gekauert und gelagert wie ein Löwe, wie eine Löwin; wer darf ihn aufwecken?

Doch warum schreibt hier die Torah von einem „jungen“ Löwen?

Viele Ausleger sehen darin einen Bezug zum „jungen“ Staat Israel. Denn nach Jh. sind Juden erst jetzt wieder in der Lage zu kämpfen wie Löwe und Löwin!

Und die junge Geschichte zeigt, wie Gott sich viele Male hinter diesen Staat gestellt hat. Nachdem Juden vielen Pogromen, Verfolgungen und Gaskammern ausgesetzt waren, sind sie heute in ihrem Land kämpfende Löwen!

1.Mo 49,8a: Dich, Juda, werden deine Brüder preisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein.

Torah aus Jerusalem

Wir lesen zwei Mal in den Propheten, dass die Torah aus Jerusalem ausgehen wird (Micha 4,2 und Jes 2,3).

Natürlich bezieht sich dieser Vers nicht nur auf Juda, sondern besonders auf den Messias. Dennoch ist es kein Zufall, dass das Lernen und Lehren der Torah in/aus Jerusalem in diesen Tagen solche Ausmaße genommen hat, wie selten (oder nie) zuvor in der Geschichte.

Verantwortlich dafür sind Juden.
Der Rockzipel

In Sacharja 8,23 lesen wir davon, dass sich am Ende der Zeiten Heiden an die „Rockzipfel“ der Juden hängen werden. Dies drückt aus, dass am Ende der Tage viele Menschen von Juden lernen wollen.

Interessanterweise erleben wir in diesen Tagen die Anfänge davon. Tausende Gläubige werden sich der hebräischen Wurzeln bewusst und fangen an, Fragen (z.B. über die Torah) zu stellen.

Regelmäßig sind es Juden die sie beantworten können.
Die Fastentage

Heutige Juden sind es, die die prophetisch vorausgesagten Fastentage aus Sacharja 8,19 befolgen:

Das Fasten im vierten Monat – 17. Tammuz
Das Fasten im fünften Monat – 9. Av
Das Fasten im siebten Monat – 3. Tishrei (Gedaliah)
Das Fasten im zehnten Monat – 10. Tevet

Sach 8,19: So spricht der Herr der Heerscharen: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften und das Fasten im siebten und das Fasten im zehnten Monat wird dem Haus Juda zur Freude und Wonne werden und zu fröhlichen Festtagen. Liebt ihr nur die Wahrheit und den Frieden.

Der Staat „Israel“

Jesaja verhieß indirekt, dass der Name „Israel“ auf Juda übergehen wird. Insofern ist es kein Zufall, dass der heutige Staat nicht „Juda-Staat“ o.ä. heißt, sondern „Israel“:

Jes 48,1a: Hört dies, ihr vom Haus Jakob, die ihr mit dem Namen Israel benannt und aus den Wassern Judas entsprungen seid;



Diese Punkte – gemeinsam mit der Aussage über die Stammesidentifikation von der wir oben gelesen haben – sind die deutlichsten Zeichen dafür, dass die biblischen Referenzen vom Haus Juda den heutigen Juden zugerechnet werden müssen. Keine andere Volksgruppe kann von sich behaupten, diese Fülle von Schriftstellen auf sich anwenden zu können.

Bis hierhin haben wir geklärt, wer Juda ist und welche Haupt-Aufgabe er besitzt. Bevor wir uns herausragende, biblische Persönlichkeiten vom Stamm Juda anschauen, werfen wir zunächst noch einen Blick auf eine wichtige weitere Aufgabe die diesem Stamm zukommt.

Dazu verschaffen wir uns einen sehr komprimierten Überblick über ihre Geschichte nach der Teilung Israels:
Stufe Drei!

Das Haus Juda musste im 6.Jh. v.u.Z. ins Exil nach Babylon. Es war das erste und das kurze Exil. Begründet lag es im Götzendienst, in das das Haus Juda hineinrutschte. Wie das Nordreich lebten sie nicht mehr nach der Torah, beteten Götzen an und opferten ihre eigenen Kinder.

Das, was schon in der Torah angedroht wurde, wurde nun wahr: Beide Häuser mussten das Land Israel wieder verlassen. Doch im Gegensatz zu den 10 Stämmen im Norden, durfte das Haus Juda nach 70 Jahren Babylonisches Exil zurückkehren.

Auch wenn der Neubeginn in Israel unter Esra und Nehemia vielversprechend war, folgte ca. 600 Jahre später (70 n.Chr.) der erneute Rausschmiss aus dem Gelobten Land. Grund dafür war, dass das das Volk zwar äußerlich nach der Torah lebte, doch die fehlende Liebe im Volk (vor allem in der Oberschicht) brachte aus Gottes Sicht das Fass zum Überlaufen. Die Römer zerstörten Jerusalem und viele Jh. des Exils folgten.

Viele kennen die Geschichte: Das größte Wunder der Neuzeit folgte 1948 – die Gründung des Staates Israels. Das Haus Juda kehrt zum dritten Mal (!) in seiner Geschichte zurück ins Verheißene Land (beim ersten Mal mit allen Israeliten)!

Und an dieser Stelle ist es wichtig, dass wir etwas verstehen. Denn es stellt sich die Frage, warum Gott eine erneute Rückkehr erlaubte!?

In 5.Mose 30 bekommen wir darauf eine Antwort. Dort legt Gott fest, dass eine Rückkehr nur dann erfolgen kann, wenn das Volk Buße tut!

5.Mo 30,2-3: Wenn du umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst in allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, so wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen und wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, wohin dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat.

Wir bekommen hier eine deutliche wenn-dann-Beziehung vor Augen geführt. Und daraus können wir folgern, dass wir nicht den Fehler begehen dürfen, die Juden, von denen uns im Neuen Testament berichtet wird, mit den heutigen zu vergleichen! Fast 2000 Jahre Entwicklung liegen dazwischen und hätte das Volk nicht im Laufe dieser Zeit Buße getan (nicht nur im Gebet, sondern auch in Wort und Tat!), gäbe es heute keinen jüdischen Staat!

Wir lernen hier, dass Juda auch in Sachen Buße vorangeht und führend ist! (Denn wenn die Torah deutlich vermittelt, dass aus Buße Rückkehr folgt, dann heißt das für die zehn verlorenen Stämme, dass sie ihren Part was Buße angeht noch nicht vollständig erfüllt haben.)

Juda hat vieles falsch gemacht. Jeremia schreibt sogar, dass sie den Götzendienst schlimmer getrieben haben als das Haus Israel:

Jer 3,8-11: Ich [Gott] aber sah, dass, obwohl ich die abtrünnige Israel wegen ihres Ehebruchs entlassen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, sich ihre treulose Schwester Juda nicht fürchtete, hinzugehen und auch Hurerei zu treiben. Und so kam es, dass sie durch ihre leichtfertige Hurerei das Land entweihte; und sie trieb Ehebruch mit Stein und Holz. Trotz alledem ist ihre treulose Schwester Juda nicht von ganzem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein, spricht der Herr. Und der Herr sprach zu mir: Israel, die Abtrünnige, steht gerechter da als Juda, die Treulose.

Ein vernichtendes Urteil für das Haus Juda. Und es nicht das einzige dieser Art, welches wir in der Bibel finden.

Und doch kann sich Juda eines zu Gute halten: Sie kehrten immer wieder um! Daniel 9 und Nehemia 1 sind wunderbare Belege dafür.

Das bewahrte sie davor, aus dem ewigen Bund mit Gott geworfen zu werden.

Yeshua selbst wusste es treffend einzuordnen:

Lk 15,11: Ein Mensch hatte zwei Söhne [Das Haus Juda und das Haus Israel]. Und der jüngere [das Haus Israel] von ihnen sprach zum Vater: Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt, Vater! Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben.

Das Haus Israel trennte sich selbst (durch seine Torah-losen Taten) vom Vater. Als er dann bei den Schweinen endet, besinnt er sich und kommt voller Demut zurück:

Lk 15,21: Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!

Auch aufgrund dieser Bußfertigkeit nimmt ihn der Vater wieder voller Freude an. Der andere Sohn [das Haus Juda] ist darüber allerdings nicht sonderlich begeistert:

Lk 15,29-30: Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann.

Doch die Antwort des Vaters ist sehr aussagekräftig:

Lk 15,31-32: Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!

Juda durfte trotz seiner Taten im Bund bleiben – und zwar, weil sie immer wieder umkehrten und Buße taten!

Es ist ein Aspekt von dem die anderen Stämme viel lernen können.
Wichtige Persönlichkeiten

In der Bibel finden wir so einige bekannte und exponierte Personen vom Stamm Juda. Viele von ihnen hatten wichtige Funktionen oder sogar leitende Aufgaben:

Bezaleel wurde damit beauftragt, die Stiftshütte anzufertigen – eine sehr ehrenvolle Aufgabe (2.Mo 31,2ff)

Kaleb war neben Josua einer der beiden Spione, die nicht negativ über das Gelobte Land sprachen. Dafür wurde er in besonderer Weise geehrt, da er nicht nur das Land der Verheißung betreten durfte, sondern sogar Hebron – und damit die zweitwichtigste Stadt Israels – erbte.

Otniel war der erste Richter Israels (Ri 3,7ff).

Von den Königen David und Salomo haben wir bereits gehört. Doch auch alle Könige nach ihnen waren vom Stamm Juda (im Südreich natürlich). Jeder einzelne war Sohn eines Vorgängers.

Sehr viele Propheten waren aus dem Stamm Juda: Jesaja (der Überlieferung nach sogar aus königlichem Geschlecht), Daniel, Micha und sehr wahrscheinlich auch einige der sogenannten kleinen Propheten (z.B. Zephanja, Micha, Habbakuk,…).

Und last but not least kam natürlich auch Yeshua aus dem Stamm Juda! Er ist sicherlich der wichtigste Vertreter aus dem Stamm Juda. Wir lesen, dass sowohl sein Vater als auch seine Mutter aus königlicher Linie stammen (vgl. Mt 1 und Lk 3; viele gehen davon aus, dass Lk 3 den Stammbaum von Maria beschreibt) und dass er die Königsherrschaft als Gesalbter hier auf Erden eines Tages antreten wird.

Gerade weil aus Juda der Messias stammt, macht Juda zum „gepriesensten“ der Stämme!
Zusammenfassung

Juda hat die Führungsrolle in der Familie Israel erhalten. Dieser Stamm soll voran gehen und die anderen sollen sich an ihm orientieren. Viele Male lesen wir darüber in der Bibel und für eine gewisse Zeitspanne hat dies richtig gut funktioniert (zu Zeit der Könige David und Salomo).

Leider kam es allerdings sehr häufig vor, dass Juda diese Führungsrolle nicht ausfüllen (wollte) oder die anderen Stämme sie nicht akzeptierten – bis dahin, dass sie offen dagegen rebellierten.

Doch für das Ende der Zeiten ist prophezeit, dass auch diese wieder in die vorgesehene Ordnung hineinkommt. Juden werden voraus gehen und zehn andere mit sich ziehen:

Sach 8,23: So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen [wird es geschehen], dass zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden beim Rockzipfel festhalten und zu ihm sagen werden: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist!«

Juda wurde Aufgabe gegeben, die Torah und die hebräische Sprache zu bewahren. Daneben erhielten sie auch die Autorität, die Torah auszulegen, was spätestens seit der Teilung von Israel passierte, da der Sanhedrin ausnahmslos jüdisch wurde (er verblieb in Jerusalem).

Ein Großteil der heutigen Juden ist Juda. Und so kommen sie auch in heutigen Zeiten ihrer Aufgabe nach: Sie gehen voran und sind die ersten, die im gelobten Land leben und es wieder aufbauen.

Juda ist durch viel Leid, aber auch Buße gegangen, so dass sie auch in diesen Bereichen Vorbild und Vorreiter sind.

Doch jeder von uns erlebt, wie Juden („Lobpreis“) in der Welt nicht wirklich „gepriesen“ werden. Juden (und seit seinem kurzen Bestehen auch der Staat Israel) sehen sich seit Jh. einer Hetzkampagne nach der anderen ausgesetzt. Nicht nur der Antisemitismus, auch die Rebellion der verlorenen Stämme tragen dazu bei.

Aber Gott hat verheißen, dass sich das ändern wird:

Dich, Juda, werden deine Brüder preisen! Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein. Vor dir werden sich die Söhne deines Vaters beugen. (1.Mo 49,8)


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Christos
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