Jehovah, Jahwe oder Adonay?
Was können wir sagen?
Warum ist das hebräische Tetragramm Yhvh so besonders und warum will das jüdische Volk diesen Namen nicht einmal aussprechen?
Seit Tausenden von Jahren haben sich Juden geweigert, den Namen G-ttes auszusprechen. Christen haben diese radikale Reaktion auf das vierbuchstabige hebräische Tetragramm oft mißverstanden, indem sie dachten, daß es daran liegt, daß Juden G-tt nicht so nah und intim sehen wie sie es in dem Herrn Jesus tun.
Was also soll ein Christ sagen?
Das jüdische Beharren darauf, den unaussprechlichen Namen niemals auszusprechen, kommt nicht aus einer Abneigung heraus, sondern als Reaktion auf eine tief sitzende Ehrfurcht vor der Gegenwart G-ttes. Ihre Demut und ihr Zögern, den unaussprechlichen Namen auszusprechen, spiegeln ein stummes Staunen vor dem Einen wider, den keine Formel, kein Wort und kein Konzept jemals annähernd beschreiben könnte.
Die Stille vor G-tt und die Unwilligkeit oder Unfähigkeit, die Erhabenheit Seiner Gegenwart in Worte zu fassen, spiegelt nicht eine Distanz zwischen G-tt und Mensch wider. Es ist ein heiliger Moment von intimer Heiligkeit.
Gängige Bibelausgaben übersetzen Yhvh, entsprechend den hebräischen Buchstaben Yud, He, Vav, He, gewöhnlich als "Ich bin, der ich bin". Diese vier Buchstaben stehen an der Wurzel eines hebräischen Konzepts, das Nicht-Hebräer nur mit dem Verb "sein" vergleichen können.
Jedoch gibt es in der hebräischen Sprache kein Verb "sein". In der hebräischen Denkweise ist der einzige Weg, die eigene Existenz zu beweisen, durch Handlungen. Der einzige Weg zu "sein", ist zu tun. In biblischen Begriffen kennt man jemanden wirklich nur durch seine Taten, so wie G-tt durch Seine Taten bekannt ist.
Wie sollten wir das "ICH BIN" verstehen?
G-tt sprach zu Mose: »Ich bin, der ich bin!«[1] Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat mich zu euch gesandt. 2.Mo.3,14
In diesem Abschnitt möchte Mose den Namen G-ttes wissen. Aber der Herr gibt ihm keinen Namen. Vielmehr will Er, daß Mose den Kindern Israels sagt, daß Er der Eine ist, den sie die ganze Zeit gekannt haben, der sich ihnen durch Seine Taten gezeigt hat, und daß Er immer derselbe war und Sein wird, jetzt und in der Zukunft.
G-tt gibt Mose nicht einen Namen, sondern Sein Wesen.
Es ist, als würde G-tt sagen:
"Ich bin hier bei dir, der Unbeschreibliche, Unaussprechliche, mit dem keiner verglichen werden kann, den man nicht beschreiben, darstellen oder abbilden kann. Ich bin der Schöpfer des Universums, den kein Wort, kein Name und kein Bild jemals vollständig ausdrücken kann. Ich bin der, der ich bin, sozusagen".
Wir sprechen das einzigartige "ICH BIN" G-ttes nicht aus, denn es auszusprechen würde nur die unbeschreibliche Majestät abschwächen, die die Offenbarung verkörpert.
Den Rabbinern fiel auf, daß der einzige Hinweis auf die Anbetung G-ttes in den Zehn Geboten negativ formuliert ist:
Du sollst den Namen des HERRN, deines G-ttes, nicht missbrauchen! 2.Mo.20,7a
Sie verstanden dies so, daß es unmöglich ist, Seinen Namen auszusprechen, ohne die wahre Natur G-ttes zu entstellen. So wie der Mensch G-tt niemals "sehen" kann, weil Er ewig, unaussprechlich und jenseits des menschlichen Verständnisses ist, so sollten wir niemals versuchen, Sein Wesen mit einem Wort auszudrücken.
Es gibt keine Möglichkeit, Ihn zu beschreiben. Er ist, wer Er ist.
Ein Teil der Liturgie der Zehn Tage der Ehrfurcht, die zum Versöhnungstag führen, warnt: "Niemand darf das Geheimnis deines Namens aussprechen."
Tatsächlich ist der einzige Ort, an dem der Name vollständig ausgeschrieben ist, in der Bibel.
Wenn die wöchentlichen Torah-Abschnitte am Sabbat in der Synagoge gelesen werden, wird der Name niemals so ausgesprochen, wie er geschrieben steht. An seiner Stelle sagen wir Adonay, was "Mein Herr" bedeutet. Oder manchmal auch nur Hashem, was "Der Name" bedeutet.
Die Septuaginta, die von den Schreibern des N.T. verwendet wurde, ersetzte den Yhvh durch kurios, oder "Herr".
Der Begriff "Jehova", den man in vielen christlichen Bibeln und Hymnen findet, kommt aus einem Mangel an Bewußtsein für die jüdischen Traditionen, die das Tetragramm umgeben.
Bis zum Mittelalter wurde das Hebräische ohne Vokale geschrieben. Um die richtige Aussprache für das Lesen der Schrift in der Synagoge zu bewahren und die richtige Interpretation zu unterstützen, wurde von jüdischen Gelehrten ein System von Vokalpunkten entwickelt und dem masoretischen oder traditionellen "autorisierten" Text hinzugefügt.
Als Erinnerung daran, den unaussprechlichen Namen nicht auszusprechen, setzten die Rabbiner die Vokale, die für Adonay verwendet werden, unter den Yhvh als Hinweis, daß es einfach "Adonay" oder "mein Herr" gelesen werden sollte.
Als christliche Gelehrte ohne Grundkenntnisse der jüdischen Kultur und Tradition begannen, Hebräisch zu studieren, um die Bibel zu übersetzen, lasen sie Yhvh unter Verwendung der Vokalpunkte der Rabbiner und dachten, dies sei die richtige Aussprache.
Das Ergebnis ist das Unwort "Jehova", das im Hebräischen keine Bedeutung hat. Christen sollten über die Tatsache nachdenken, daß dieser Fehler zu einem Mangel an Respekt führte, der den jüdischen Autoren der Bibel oft entgegengebracht wurde.
Bis zum heutigen Tag verwenden Christen weiterhin ein unsinniges Wort für den Namen über allen Namen, den Einen, der nicht ohne Demut und Verwunderung erwähnt werden kann. Unwillig, Tausende von Jahren und Hunderte von Generationen des hingebungsvollen jüdischen Studiums und der leidenschaftlichen Betrachtung von G-ttes Worten anzuerkennen, erscheinen viele Christen nicht nur dem jüdischen Volk gegenüber unvorsichtig, sondern, was noch wichtiger ist, haben viel von dem Gefühl der Ehrfurcht und des Staunens über Seine Gegenwart verloren, wenn sie den Namen aussprechen.
Der Herr Jesus benutzte nie den unaussprechlichen Namen. Es hätte seine Zuhörer schockiert, wenn er es getan hätte. Wie es zu Seiner Zeit üblich war, benutzte Er "Himmel", das gebräuchlichste Wort, das als Ersatz für G-tt verwendet wurde, wie im "Himmelreich".
Zum Beispiel, wenn Er die Leute im Tempel fragt:
Woher war die Taufe des Johannes? Vom Himmel [G-tt] oder von Menschen? Mt.21,25a
Oder im Gleichnis vom verlorenen Sohn lässt der Herr Jesus den mißratenen Sohn sagen:
Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel Lk.15,21a
Es gibt noch andere Euphemismen, die der Messias anstelle des Namens verwendete. Einmal antwortete Er den Pharisäern mit
Künftig werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht Mt.26,64a
Der Messias achtete darauf, den Namen des Herrn nicht unnötig zu benutzen, so wie es Sein Volk und die jüdischen Traditionen praktizierten.