Jakob und Esau




Der Eröffnungssatz der Bibel ist die Grundlage der biblischen Numerik. Durch diese sind wir besser in der Lage zu verstehen, wie G-tt mathematische Wahrheiten in Seine g-ttlichen Schöpfungen eingewebt hat.

Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Mo 25. Okt 2021, 15:07

Esau als erstgeborenem Sohn stand formal der Erstgeburtssegen zu. Doch G-tt hatte sich bereits vor der Geburt entschieden, Jakob diesen Segen zu geben

Und der Herr sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden; und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen. 1.Mo.25,23


Die Segnung der Söhne vor dem Tod des Vaters hatte eine entscheidende Bedeutung für die weitere Ordnung der Familie nachdem das Oberhaupt, der Vater, nicht mehr in der Familie war. Der wichtigste Segen war wohl der des Erstgeborenen. Der Erstgeborene bekam den doppelten Anteil des Erbes vor all seinen Brüdern

Er muss dem Sohn...doppelt so viel vererben wie dem anderen. Denn er ist nun einmal der erste Sohn, den er gezeugt hat. 5.Mo.21,17 GNB


und sollte die Familie weiter führen. Somit kam dem Erstgeborenen auch eine besondere Verantwortung zu, denn die Hälfte seines Erbteils war dazu bestimmt, seine Brüder lösen zu können, sollte dies jemals notwendig sein.

Jakob nimmt seinem Bruder sowohl das Erstgeburtsrecht (das doppelte Erbe - symbolisiert durch das Auflegen der rechten Hand) als auch den Segen (die königliche Führungsrolle in der Familie) ab. An einer Aussage Esaus wird deutlich, dass dies tatsächlich zwei unterschiedliche Dinge sind

Da sprach er: Er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet! Mein Erstgeburtsrecht hat er weggenommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen! 1.Mo.27,36


Dieser Segen, den Jakob von Isaak erhält, hört sich wie folgt an

Völker sollen dir dienen und Geschlechter sich vor dir beugen; sei ein Herr über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet sei, wer dich segnet! 1.Mo.27,29


Doch auch die Segensprüche an alle weiteren Brüder waren gewichtige Aussagen des Vaters.

Jeder Sohn Jakobs, z.B., erhielt vor den Ohren der anderen Geschwister eine persönliche Einschätzung ihres Vaters, wie er ihre Zukunft sah und welche Rolle er ihnen in der Familie zumaß. Jakobs Segen über seine Söhne waren auch Prophetien für die Entwicklung der aus ihnen entstandenen Stämme bis in die letzte Generation hinein.

Als beide Kinder geboren wurden, zeigte sich auch warum G-tt Jakob dem Esau vorzog. Esau war ein wilder Mann, welcher sich wenig für die Familie und das Haus des Vaters interessierte. Jakob hingegen, war sittsam und blieb bei den Zelten, eine Redewendung, die im hebräsichen Denken auch damit übersetzt werden kann, er blieb im Haus des (himmlischen) Vaters.

Wir kennen den Verlauf der Geschichte, Jakob erhielt folgenden Segen von Isaak

G-tt gebe dir vom Tau des Himmels und vom fettesten Boden und Korn und Most in Fülle! Völker sollen dir dienen und Geschlechter sich vor dir beugen; sei ein Herr über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet sei, wer dich segnet! 1.Mo.27,28-29


Jakob wurde durch Isaak eine Zukunft in Wohlstand vorhergesagt. Jakob würde über Völker herrschen und Herr über seinen Bruder Esau sein.

Doch auch Esau bekam einen Segen

Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe, fern vom Fett der Erde wird dein Wohnsitz sein, und fern vom Tau des Himmels von oben. Von deinem Schwert wirst du leben und deinem Bruder dienen. Es wird aber geschehen, wenn du dich befreien kannst, wirst du sein Joch von deinem Hals reißen. 1.Mo.27,39-40


Esau war ein Leben in Trockenheit mit wenig fruchtbarem Land und wenig Wohlstand vorhergesagt. Er würde durchs Schwert, also durch Gewalt, leben. Außerdem würde er sich das Joch seines Bruders Jakob vom Hals reißen und damit Herr über ihn werden.

Wenn Jakob es also zulässt, dass Esau Herr über ihn wird, verliert Jakob auch seinen Segen und lebt fortan im Segen Esaus: in Trockenheit, Armut, Gewalt und Krieg.

Wenn wir Jakob und Esau heute identifizieren wollen, sehen wir zwei interessante Aspekte:

Jakob, insbesondere die zehn Stämme Israels, werden zu einem großen Teil in Europa geortet.

Esau hingegen kann sehr gut mit dem heutigen Islam identifizert werden. Hinweise dafür sind unter anderem, dass das gesamte antike Gebiet Esaus (das heutige Joranien und die arabische Halbinsel) heute muslimisch geprägt ist. Außerdem gibt der kanadische Forscher Dan Gibson in seinen Werken "The sacred city. Discovering the real birthplace of Islam" Hinweise darauf, dass das urpsrüngliche Mekka tatsächlich in Petra gelegen haben könnte – und damit im Herzland des antiken Esaus. Dies legt nahe, dass der Islam seinen Ursprung in den Glaubenskonzepten Esaus hat.

Es lässt sich also zusammenfassen, dass Europa (Jakob) den Isalm (Esau) seit Jahren hofiert, was sogar zu Aussagen hochrangiger Politiker führte, der Islam gehöre zu Deutschland. Europa weigert sich damit im Erstgeburtssegen Jakobs zu leben und wählt die Herrschaft unter Esau, dem Islam. Damit erntet Europa auch den Segen Esaus.

Was wir derzeit in Europa erleben, ist eine massive Veränderung der Lebensumstände, wie wir sie kennen.

Es seien nur einmal einige Eckdaten aufgelistet:

Es herrscht seit einigen Jahren eine massive Hitze und Trockenheit im Sommer, die zu erheblichen Problemen, wie Ernteausfällen oder Waldbränden in verschiedenen europäischen Ländern führen. Schweden und Griechenland sind nur einige Beispiele von betroffenen Nationen.

Seit Jahren wandern in Europa Millionen Migranten mit muslimischem Glauben ein. Vor dem Hintergrund, dass der Koran offen zum Mord an (aus muslimischer Sicht) Ungläubigen aufruft und sich muslimische Subkulturen in immer mehr europäischen Städten bilden, ist das eine mehr als bedenkliche Entwicklung.

Die Kriminalität in den europäischen Städten explodiert. Die Augsburger Allgemeine berichte zum Beispiel, dass eine vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Studie festgestellt habe, dass der Anstieg von Gewaltdelikten hauptsächlich jungen “Flüchtlingen” aus Nordafrika zuzurechnen sei.

Die Einheimischen in den einzelnen europäischen Ländern verlieren zunehmend ihren einstigen Wohlstand.

Bei fortdauernder Entwicklung werden wir uns auf noch heißere und trockener Sommer (Esaus Siedlungsgebiet waren kahle Berge in der Wüste), eine weiter steigende Kriminalität und einer weiter voranschreitende Islamisiserung einstellen müssen.

Jesus Christus wird bald kommen und Sein Reich auf dieser Erde aufrichten und dieser Entwicklung ein Ende bereiten!
Ria Tameg
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Do 28. Okt 2021, 15:24

Esau hatte nicht vergessen, dass Jakob ihn zweimal mit List um sein Erstgeburtsrecht gebracht hatte und er war entschlossen, es sich zurück zu holen. Da der Segen über Jakob aber einmal ausgesprochen war, konnte Esau erst nach dessen Tod das Erbe des Erstgeborenen antreten. Und genau das war Esaus Plan.

Jakob wusste das. Er wusste, dass er in der Nähe Esaus nicht sicher war. Er wusste aber auch, dass er sich nicht für ewig vor seinem Bruder verstecken konnte. Doch Jakob hatte ein Problem. Er spürte seine Schuld und seine Verantwortung für den Streit mit seinem Bruder.

Er wusste sehr genau, dass er eine Notlage seines Bruders ausnutzte, um an das Erstgeburtsrecht Esaus zu kommen. Und er wusste sehr genau, dass er den Segen seines Vaters auch nur durch Betrug erlangt hatte. Jakob fühlte sich schuldig gegenüber Esau und hatte gleichzeitig Angst, ihm zu begegnen, weil er sein Temperament kannte. Der Zwiespalt Jakobs einerseits die Beziehung zu seinem Bruder wieder in Ordnung bringen und seine Schuld ihm gegenüber begleichen zu wollen, andererseits aber um die Gefahr für sein Leben zu wissen, ließ ihm keine Ruhe.

Er versuchte Esau durch Geschenke zu besänftigen und teilte seine Familie auf, um im Falle eines Überfalls durch Esau nicht alle seine Geliebten zu verlieren. Doch letztlich verschafften ihm diese Maßnahmen keine Ruhe im Herzen. Er spürte, er brauchte Stille. Und so entschied er sich, seine Familie mitten in der Nacht aus ihrem Schlaf zu reißen und sie über den Jabbok zu führen, damit er auf der anderen Seite des Flusses allein sein konnte (vgl. 1. Mose 32,23-24). Das Bedürfnis musste sehr stark in ihm gewesen sein.

Mitten in der Nacht, Jakob war womöglich gerade im Gebet, tauchte ein Mann vor Jakob auf und versuchte ihn zu überwältigen.

Und als dieser sah, daß er ihn nicht bezwingen konnte, da rührte er sein Hüftgelenk an, so daß Jakobs Hüftgelenk verrenkt wurde beim Ringen mit ihm. 1.Mo.32,26)


Jakob erwarb eine ernsthafte Verletzung aus dieser Begegnung. Wer war dieser Mann und warum tauchte er plötzlich auf, als Jakob allein war? Warum überfiel er nicht Jakobs Familie? Gab es dort nicht viel mehr zu rauben? Was war das Motiv dieses mysteriösen Mannes?

Die Schrift klärt uns darüber auf, wer sich hinter diesem Mann verbirgt.

Schon im Mutterschoß hielt er die Ferse seines Bruders, und in seiner Manneskraft kämpfte er mit G-tt; er kämpfte mit dem Engel und siegte, er weinte und flehte zu ihm; in Bethel hat er ihn gefunden, und dort hat Er mit uns geredet. Hos.12,4-5


Es war der Engel G-ttes – der Sohn G-ttes persönlich – der Jakob in den Kampf verwickelte. Es ist gut möglich, dass Jakob eben betete, dass G-tt ihn von seiner Last befreien möge und er sich Frieden im Herzen wünsche. Die Antwort G-ttes auf Jakobs Bitten war ein Ringkampf, bei dem Jakobs Hüftgelenk verletzt wurde.

Warum antwortete G-tt Jakob auf diese Weise?

Ich denke, es ging Ihm um Jakobs Wandel. Nach diesem Kampf lief Jakob definitiv anders als zuvor. Er hinkte oder lahmte mindestens auf einem Bein.

Der Prophet Elia sprach einmal ähnliche Worte an das Nordreich:

Wie lange wollt ihr auf beiden Seiten hinken? Ist JHWH G-tt, so folgt Ihm nach, ist es aber Baal, so folgt ihm! (1. Könige 18,21b)


Somit war die Verletzung Jakobs auch ein Spiegel seines bisherigen Wandels. Er vermochte es bis dahin nicht, ganze Sache mit G-tt zu machen und für seine Schuld gerade zu stehen. Er fühlte sich schuldig und zwar zu recht. Doch schien ihm die Strafe und die Verantwortung für sein Vergehen zu hoch, als dass er sie hätte allein tragen oder übernehmen können. Kennen wir diese Geschichte nicht schon von Kain (Vgl. 1. Mose 4,13-15)?

Doch wie Kain erfuhr auch Jakob noch mehr als nur die Überführung seines Wandels. Er erlebte die Gnade G-ttes.

Das hebräische Wort für Hinken oder Lahmen lautet pisseach, Dieses ist das Selbe Wort, welches mit pesach wiedergegeben wird. Indem G-tt Jakobs Hüftgelenk schlägt, schenkt Er ihm eine Passaherfahrung.

Doch was heißt das? Wofür steht Passah?

so sollt ihr sagen: Es ist das Passah-Opfer des Herrn, der an den Häusern der Kinder Israels verschonend vorüberging in Ägypten, als er die Ägypter schlug und unsere Häuser errettete! – Da neigte sich das Volk und betete an. 2.Mo-12,27


Das Passah steht für die übernatürliche Errettung Israels vor ihren Feinden. G-tt beschützt und errettet die, welche sich in einem Bündnis mit ihm befinden. Doch die Art und Weise der Errettung bestimmt Er.

JHWH zeigte dem Jakob am Jabbok, dass er sich nicht selbst erretten konnte. Er war auf die Gnade G-ttes angewiesen, dass Er ihn vor Esau beschützen würde. Und wer weiß, womöglich trug die völlig übernächtigte und gehbehinderte Erscheinung seines gealterten Bruders dazu bei, dass Esau Mitleid mit Jakob empfand.

Da lief ihm Esau entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten. (1. Mose 33,4)


Somit hat G-tt Jakob geschlagen, doch Er hat ihn auch errettet. G-tt hat ihm gezeigt, dass nur Er persönlich für seine Sicherheit sorgen kann und wird. Alle Tricks, die Jakob versuchte, konnten ihm nicht helfen. G-tt hat das Wunder gewirkt und Jakob vor seinem Feind übernatürlich beschützt. Nun konnte sich Frieden in seinem Herzen ausbreiten. Dieser Frieden ermöglichte es ihm auch, sich seinem Bruder komplett auszuliefern und sich vor ihm zu demütigen

Er selbst aber ging ihnen voraus und verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er nahe zu seinem Bruder kam. 1.Mo.33,3


G-tt handelt nicht gemäß menschlicher Erwartung nach Würdigkeit und Verdienst, sondern nach Seiner Gnade. Jakob vertraute auf die Gnade G-ttes und dass Er ihn beschützen würde. Und wenn nicht, dann hätte er dennoch das Richtige getan.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Fr 29. Okt 2021, 14:27

Der Erstgeborene hat eine einzigartige Berufung in seiner Familie. Er ist derjenige, der seinen Eltern am nächsten und auch seinen Geschwistern. Er ist die Generationsbrücke zwischen Eltern und Geschwistern, um so die Werte der Eltern in die nächste Generation hinein zu vermitteln.

Diesen Gedanken kann man auch wunderbar durch die Gematria zeigen.

Im Hebräischen ist jedem Buchstaben ein Zahlenwert zugeordnet. ab, Vater, hat durch das Alef den Wert 1 und durch das Bet/Vet den Wert 2

1. א Alef 1
2. ב בּ Bet/Vet 2

Und das Wort bekorah, das Recht auf Erstgeburt, hat die Zahlenwerte

2. ב בּ Bet/Vet 2
11. כ כּ Kaf/Khaf 20
20. ר Resch 200
...

Das könnte man numerisch so ausdrücken: 1 – 2 (Vater) – 2 – 20 – 200. Die Werte des Vaters werden durch die Erstgeburt (2 – 20 – 200) in die nächstfolgenden Generationen getragen.

Wir wissen aus den biblischen Geschichten, dass derjenige, der die Werte des Vaters weitergibt nicht unbedingt der biologisch Erstgeborene, der Älteste, sein muss. Es war nicht Ismael, sondern Isaak, nicht Esau, sondern Jakob, nicht Ruben, sondern Josef die in diesem Sinne die Träger der Werte waren.

Israel war in seiner langen Geschichte meist unter der Herrschaft von fremden Völkern und so wurde Esau zur Chiffre für Unglauben und G-ttlosigkeit. Esau (und seine Nachkommen die Edomiter) werden zum Typus der Israel bedrängenden Weltvölker. Teilhabe am Reich G-ttes missst sich nicht an der Zugehörigkeit zu den Nachkommen Esaus, sondern daran, wie diese Nachkommen sich gegenüber Israel verhalten. Nicht Abstammung also ist das Kriterium der endzeitlichen Rettung, sondern moralisches Verhalten. Dieser Grundsatz erinnert an den Völkersegen, der Abraham zugesprochen wird: "Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen, und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden Segen für die Völker, also auch für uns Christen, wird es nur geben, wenn wir uns Israel gegenüber bewähren, wenn wir es nicht (wie in der Vergangenheit so oft geschehen) entrechten, verfolgen und ihm das väterliche Erbe streitig machen. Der Hass der Muslime auf Juden hat einen Grund in ihrer Berufung auf Ismael, einen der Söhne Abrahams. Auch wenn sich beide Religionen auf Abraham berufen, stehen sie feindlich gegeneinander.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:19

Empfängt Jakob durch Betrug den Erstgeburtssegen?


Betrachtet man 1.Mo.27,1-40 isoliert, für sich alleine, entsteht tatsächlich der Eindruck Jakob sei ein Betrüger gewesen und habe seinen Bruder Esau auf ganz gemeine und hinterhältige Art und Weise übervorteilt. Wir müssen aber 1.Mo.25,19-34 berücksichtigen, wo ja klar und deutlich steht, daß Esau dem Jakob sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte und dieser „Kaufvertrag“ war nach wie vor gültig. Bezüglich des Erstgeburtsrechts war also Jakob Esau und Esau Jakob. Jakob betrog also nicht, als er zu seinem Vater Isaak hineinging und sich als Esau ausgab. In 1.Mo.25,19-34 heißt es sogar, daß Esau dem Jakob seine Erstgeburt verkaufte, nicht nur sein Erstgeburtsrecht

Da sprach Jakob: Verkaufe mir heute dein Erstgeburtsrecht [wörtlich: Erstgeburt]! Und Esau sprach zu Jakob: Siehe, ich muß doch sterben; was soll mir das Erstgeburtsrecht? Jakob sprach: So schwöre mir heute! Und er schwor ihm und verkaufte so dem Jakob sein Erstgeburtsrecht. Da gab Jakob dem Esau Brot und das Linsengericht. Und er aß und trank und stand auf und ging davon. So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht. 1.Mo.25,31-34


Was also die Erstgeburt anging, war tatsächlich Jakob zu Esau geworden, das ist der Clue bei der Geschichte.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:26

Wer wurde zuerst geboren?

Esau, der Haarige, der fleischlich Gesinnte, der sein Erstgeburtsrecht für eine Linsensuppe verkaufte. Dann kam Jakob, der geistlich Gesinnte, der bei den Zelten Sems blieb. Es ist ein Prinzip der Torah, dass das Fleischliche zuerst kommt:

es wird gesät ein natürlicher[8] Leib, und es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistlichen Leib. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einer lebendigen Seele«;[9] der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geist. Aber nicht das Geistliche ist das erste, sondern das Natürliche, danach [kommt] das Geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel. Wie der Irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen; und wie der Himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen. Und wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. 1.Kor.15,44-49


Diese beiden Linien, fleischlich und geistlich gesinnt sein, stehen sich seit Anfang an gegenüber: der erste Adam und der letzte Adam, Kain und Abel, Ismael und Issak, Esau und Jakob bis hin zum Messias und dem Anti-Messias, demjenigen, der sich an die Stelle des Messias setzen wird.

Aber dieser Kampf spielt sich nicht nur zwischen diesen beiden Samen ab, den Gerechten und Ungerechten, sondern auch in uns selber. Wenn wir auf dem Weg sind, Israel zu werden (Jakob erhielt später den Namen Israel), müssen wir den Esau in uns finden. Wir müssen uns unserem Fleisch stellen, die Regungen des Fleisches wahrnehmen und überwinden, also nicht leugnen.

weil nämlich das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen G-tt ist; denn es unterwirft sich dem Gesetz G-ttes nicht, und kann es auch nicht Rö.8,7


Wir sind jetzt dabei, unser Erstgeburtsrecht wahrzunehmen; wenn wir das verpassen, es wie Esau ausschlagen, suchen wir es später unter Tränen. Esau hatte den Erstgeburtssegen abgegeben, er konnte ihn nicht mehr zurückgewinnen.

„Denn welche der Geist G-ttes treibt, die sind G-ttes Kinder.“


Wer aus G-tt ist, der hört die Worte G-ttes. Waren nicht beide, Esau und Jakob, Nachkommen von Abraham? Ja. Aber Esau hörte nicht die Worte G-ttes und sprach sie nicht aus. Er hatte keine Ahnung, was ein Erstgeburtsrecht bedeutete. Er wollte nur gefüttert und gesegnet werden.

Interessanterweise war es Jakob, der Lebensmittel hatte, er hatte im übertragenen Sinn gesprochen, das lebendige Brot, welches er austeilen konnte. Esau, außerhalb der Torah, hatte Mangel. Diejenigen, die Esau folgen und die Torah verachten, in der alle Grundlagen über das Erstgeburtsrecht dargelegt sind, ergreifen die Bedeutung des Erstgeburtsrechts genau so wenig wie Esau. Den Segen des Erstgeburtsrechts, den Isaak auf Jakob legte, war gewaltig:

„G-tt gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle. Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen… verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!“


Der Erstgeborene genoss weitreichende Privilegien, wie den speziellen Segen des sterbenden Vaters und einen zweifachen Anteil an dessen Erbe. Er empfing also doppelt so viel wie jeder seiner Brüder. Er wurde nach dem Tod des Vaters selbst zum Familienoberhaupt und ererbte das Recht zur Priesterschaft.

Das Erstgeburtsrecht ist tief in die Geschichte G-ttes mit Seinem Volk verankert und zieht sich letztendlich durch die ganze Menschheitsgeschichte bis auf den heutigen Tag. Mit dem Erstgeburtsrecht sind Segnungen und Aufgaben verbunden. Man kann sein Erstgeburtsrecht durch unwürdiges Verhalten verwirken, wie wir es beispielsweise bei Esau sehen; aber er ist nicht das einzige Beispiel, was uns aus der Schrift bekannt ist.

Jesus ist der Erstgeborene des himmlischen Vaters. Durch ihn erlangen wir auch die Stellung eines Erstgeborenen und werden in den Ölbaum und Staatenbund Israel eingepfropft und lernen, uns – wie Jakob -, bei dem Zelt der Begegnung (Torah) aufzuhalten. Wir erinnern uns an die Bedeutung der jüdischen Redewendung? Wir halten uns innerhalb der Grenzen der Torah auf. G-tt erinnert an Abraham:

weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und meine Rechte, meine Gebote (Mitzvots, 613 Anweisungen der Torah), meine Satzungen und meine Gesetze (Torah) gehalten hat! 1.Mo.26,5


Das Erstgeburtsrecht ist mit dem Wandel in der Torah verknüpft. Der Segen kommt nur wenn wir in der Umzäunung der Torah bleiben. G-tt legt uns immer Segen und Fluch, Leben und Tod zur Auswahl hin.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:37

Esau heiratete eine der Töchter Ismaels sowie andere Frauen, was zur Geburt von zwölf „Prinzen“ führte, dem Beginn der arabischen Nationen. Jakob heiratete Labans Töchter Lea und Rahel, die mit den Frauen und ihren Mägden insgesamt zwölf Söhne hatten. Diese sollten die Väter der zwölf Stämme Israels werden.

Hunderte von Jahren nach dem Tod von Jakob und Esau wurden die Israeliten und Edomiter erbitterte Feinde. Die Edomiter halfen Israels Feinden oft bei Angriffen auf Israel. Esaus Nachkommen brachten G-ttes Fluch auf sich.

Historische Daten sowie die Standorte der ursprünglichen Söhne von Esau legen nahe, dass Nachkommen von Esau tatsächlich Teil der islamischen Welt sind. Aber um die Situation richtig zu verstehen, müssen wir vielleicht noch weiter zurückgehen, zu Ismael, einem von Abrahams Söhnen, um festzustellen, dass auch er eine mächtige Nation wurde. Der Islam betrachtet Ismael tatsächlich als einen ihrer Väter.

Die Spannungen zwischen Arabern und Juden haben ihre Wurzeln in einem Familienkonflikt, der vor 4000 Jahren stattfand. Der Kampf um das Erstgeburtsrecht, welcher bereits im Mutterleib tobte, reicht letztlich bis in die heutige Zeit. G-tt legte sich bereist früh fest, dass der Jüngere der beiden Brüder letztlich derjenige sein würde, der die Familie als Erstgeborener weiterführen sollte. Dies bedeutet, dass Esaus Anspruch auf das Erstgeburtsrecht und dem damit verbundenen Segen, keine echte Legitimation hatte, denn der Schöpfer von Himmel und Erde hatte dies bereits prophezeit. Und natürlich sollte ER recht behalten, als Esau bei der nächstbesten Gelegenheit sein Erstgeburtsrecht um einen Teller Linsen verkaufte.

Und tatsächlich konnte Jakob nichts rückgängig machen. Isaak hatte den Segen gesprochen, G-tt hatte ihn bestätigt. Nur Jakobs Tod hätte Esau noch zum Erbe des Erstgeborenen verholfen.

Der einzige Weg für Frieden zwischen den Brüdern, bestand darin, dass Esau seinen im Grunde illegitimen Anspruch auf das Erstgeburtsrecht aufgeben und Jakob vergeben würde.

Jakob wusste, dass Esau dies nie tun würde. Und so versprach er Esau zwar, zu ihm nach Seir zu kommen, doch lesen wir nirgends, dass er dort ankam.

Jakob würde in der Gegenwart von Esau nie mehr sicher sein. Der einzig sichere Ort vor ihm lag in der Distanz zu seinem Zwillingsbruder.

Und so ist es überall, wo Esau herrscht. Jakob ist im Einfluss von Esau nicht sicher. Das war früher so und hat sich bis heute nicht verändert. Der einzige Weg für Jakob/Israel ist es, sich von Esau/Edom zu distanzieren. Wie ist das möglich?

Indem Israel sich soweit es geht dem Einfluss von Esau entzieht. Denn Esaus Absicht ist der Tod Jakobs.

Doch woran erkennen wir Esau?

Esau wird als Jäger beschrieben. Ein Jäger operiert in der Tarnung, versteckt sich und pirscht sich an seine Beute heran, bis er sich sicher ist, dass er diese erlegen kann. Alternativ stellt der Jäger Fallen. Wann immer wir also ein solches Verhalten erkennen – das Operieren aus dem Hinterhalt, im Dickicht der Lüge – sollten wir sehen, dass wir uns dem Einfluss der entsprechenden Akteure entziehen.

Wir wissen, dass der Zeitpunkt der Gerechtigkeit für Jakob kommen wird. Halten wir uns jetzt besser in größtmöglicher Distanz zur Lüge auf, denn die Lügner werden, genau wie Esau, nicht nachgeben! G-tt warnt uns davor.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:41

Haben sich Esau und Jakob wirklich versöhnt?

Die Geschichte von Jakob und Esau beginnt mit der Geburt der Zwillingsbrüder Jakob und Esau. Jakob war der Jüngste und von Anfang an gab es eine intensive Geschwisterrivalität. Nach und nach "stahl" Jakob Esau den Erbsegen und musste um sein Leben fliehen. Esau verfolgte ihn nicht, aber Jakob wusste, dass sein Leben in Gefahr war, wenn er zurückkehrte.

Ungefähr 20 Jahre später beschloss Jakob, in seine Heimat zurückzukehren. Dazu musste er sich seinem Bruder stellen und das erfüllte ihn mit Schrecken. Aber er war entschlossen, in das Land seiner Heimat zurückzukehren.

Wenn wir die Geschichte ihrer Begegnung lesen, lesen wir einen rührenden Bericht

Er selbst aber ging ihnen voraus und verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er nahe zu seinem Bruder kam. Da lief ihm Esau entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn; und sie weinten. 1.Mo.33,3-4


Für die ganze Welt sieht es so aus, als hätten sie ein großartiges Wiedersehen und bieten allen Geschwistern und Familien, die entfremdet wurden, Hoffnung. Aber wenn wir die Geschichte ihres Zusammenkommens sorgfältig untersuchen, können wir einen anderen Blick auf die Versöhnung gewinnen.

Zuerst die gute Nachricht. Esau tötete Jakob nicht, als sie sich trafen, und dies ist der erste Schritt zu wahrer Versöhnung!

Die schlechte Nachricht ist der Rest der Geschichte.

Bevor Jakob zu Esau kam, schickte er eine Nachricht voraus, um das Temperament seines Bruders zu messen. Als Reaktion darauf versammelt Esau 400 Männer (eine Zahl, die an anderer Stelle in der Bibel mit einer Streitmacht in Verbindung gebracht wird) und macht sich auf, Jakob zu treffen.

Erschrocken entwirft Jakob einen Plan nach dem anderen, um diese Bedrohung zu bewältigen:

Zuerst eine Verteidigungsstrategie, um sein Lager in zwei Teile zu teilen, um seine Kinder vor Esau zu schützen

Da fürchtete sich Jakob sehr, und es wurde ihm angst. Und er teilte das Volk, das bei ihm war, und die Schafe, Rinder und Kamele in zwei Lager; denn er sprach: Wenn Esau das eine Lager überfällt und es schlägt, so kann doch das übriggebliebene Lager entkommen! 1.Mo.32,8-9


Als nächstes appelliert Jakob direkt an G-tt,

Und Jakob sprach: Du G-tt meines Vaters Abraham und G-tt meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: Kehre wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft zurück; ich will dir wohltun! Ich bin zu gering für alle Gnade und Treue, die du an deinem Knecht bewiesen hast! Denn ich hatte nur einen Stab, als ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zu zwei Heerlagern geworden. Errette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte ihn; er könnte kommen und mich erschlagen, die Mutter samt den Kindern! Du aber hast gesagt: Ich will dir gewißlich wohltun und deinen Samen machen wie den Sand am Meer, der vor Menge nicht zu zählen ist! 1.Mo.32,10-13


woraufhin er mehrere Geschenke oder Bestechungsgelder schickt, um seinen Bruder zu besänftigen

Und er brachte die Nacht dort zu und nahm von dem, was er erworben hatte, als Geschenk für seinen Bruder Esau: [er nahm] 200 Ziegen, 20 Böcke, 200 Mutterschafe, 20 Widder, [sowie] 30 säugende Kamele mit ihren Füllen, 40 Kühe und 10 Stiere, 20 Eselinnen und 10 Eselhengste. Und er gab sie in die Hand seiner Knechte, jede Herde besonders, und sprach zu seinen Knechten: Geht vor mir hinüber und laßt Raum zwischen den einzelnen Herden! Und er befahl dem ersten und sprach: Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: Wem gehörst du und wo willst du hin? Und wem gehört das, was du vor dir her treibst?, so sollst du antworten: Deinem Knecht Jakob! Es ist ein Geschenk, das er seinem Herrn Esau sendet, und siehe, er kommt selbst hinter uns her! Ebenso befahl er auch dem zweiten und dem dritten und allen, die hinter den Herden hergingen, und sprach: So sollt ihr mit Esau reden, wenn ihr ihn antrefft; und ihr sollt sagen: Siehe, dein Knecht Jakob kommt auch hinter uns her! Denn er dachte: Ich will sein Angesicht günstig stimmen mit dem Geschenk, das vor mir hergeht; danach will ich sein Angesicht sehen; vielleicht wird er mich gnädig ansehen! 1.Mo.32,14-21


Eine flüchtige Lektüre deutet darauf hin, dass Jakob möglicherweise versucht hat, Wiedergutmachung zu leisten, indem er das Vermögen wiederherstellt, das er seinem Bruder zuvor ausgetrickst hatte, als er sein Erbe stahl. Aber der folgende Satz enthüllt Jakobs wahres Motiv für die Extravaganz

Er dachte nämlich: Ich will zurückbleiben und ihn erst mit meinen Geschenken günstig stimmen; vielleicht nimmt er mich dann freundlich auf. 1.Mo.32,21b GNB


Jakob rechnete nicht mit dem guten Willen seines Bruders, stattdessen kam er mit einem "Bestechungsgeld" daher, um das Herz seines Bruders zu erweichen.

Während der Nacht brachte Jakob seine Familie in einem panischen Fluchtversuch über die Furt des Jabbok in Sicherheit. Auch sein gesamtes Hab und Gut verbrachte er dorthin.

Jakob aber blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als dieser sah, daß er ihn nicht bezwingen konnte, da rührte er sein Hüftgelenk an, so daß Jakobs Hüftgelenk verrenkt wurde beim Ringen mit ihm. Und der Mann sprach: Laß mich gehen; denn die Morgenröte bricht an! Jakob aber sprach: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich! Da fragte er ihn: Was ist dein Name? Er antwortete: Jakob! Da sprach er: Dein Name soll nicht mehr Jakob sein, sondern Israel[bed. »Gottesstreiter«; nach anderen: »Fürst G-ttes«]; denn du hast mit G-tt und Menschen gekämpft und hast gewonnen! Jakob aber bat und sprach: Laß mich doch deinen Namen wissen! Er aber antwortete: Warum fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn dort. Jakob aber nannte den Ort Pniel[Peni-El bed. »Angesicht G-ttes«]; denn er sprach: Ich habe G-tt von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden![od. und ich bin am Leben geblieben!] 1.Mo.32,25-31


Als Jakob am nächsten Morgen endlich auf Esau trifft, teilt er seine Familie in drei Gruppen auf und geht auf seinen Bruder zu. Das Ausmaß seiner Angst spiegelt sich in seiner überschwänglichen Verbeugung wider.


Die Anfangsphase seines Treffens mit Esau verläuft viel besser, als Jacob erwartet hatte. Nach der Verbkette zu urteilen, die seinen Eifer unterstreicht, ist Esau mehr als begeistert:

Da lief ihm Esau entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn; 1.Mo.33,4


Alle diese Handlungen sind im Singular mit Esau als Subjekt und Jakob als passivem Objekt verbunden.

Wie es hier gemeint ist, weist Esaus Umarmung Jakobs auf die herzliche Aufnahme eines Familienmitglieds hin.

Um den Hals fallen — Dieser Ausdruck kommt an anderer Stelle in der Schöpfungsgeschichte zweimal vor, sowohl im Zusammenhang mit Josephs Wiedervereinigung mit seiner Familie: mit Benjamin und mit Jakob

Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und Benjamin weinte auch an seinem Hals. 15 Und er küßte alle seine Brüder und umarmte sie unter Tränen, und danach redeten seine Brüder mit ihm. 1.Mo.45,14
Da spannte Joseph seinen Wagen an und fuhr seinem Vater Israel nach Gosen entgegen. Und als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Hals. 1.Mo.46,29


Küssen — Auch der Kuss wird am häufigsten in familiären Kontexten gegeben, einschließlich der Wiedervereinigung von Brüdern. Zusätzlich zu seinem affektiven Sinn erinnert der Kuss an den trügerischen Kuss, den Jakob seinem Vater gab, und kehrt ihn um

Und der Herr sprach zu Aaron: Geh hin, Mose entgegen in die Wüste! Da ging er hin und traf ihn am Berg G-ttes und küßte ihn. 2.Mo.4,27
Und er trat hinzu und küßte ihn. Und als er den Geruch seiner Kleider roch, segnete er ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie ein Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat. 1.Mo.27,27


Weinen – Erst am Ende dieser Zuneigung reagiert auch Jakob. Alle anderen Verben standen im Singular, aber hier

und sie weinten. 1.Mo.33,4b


Abgesehen von den Begrüßungsworten, die sie verwenden, ist es bemerkenswert, dass die Brüder sich zwar zur Begrüßung küssen, aber nie zusammen essen. Im Nahen Osten ist das gemeinsame Essen damals wie heute eine Anerkennung der Beziehung (so gab z.B. Netanyahu Arafat zwar die Hand, aber sie aßen nie zusammen). Obwohl Esau Jakob wiederholt zu sich nach Hause einlädt, lehnt Jakob jedes Mal ab.

Die außergewöhnliche Konzentration von Ausdrücken für Begrüßung und Wärme in diesem Vers zeugt von Esaus Wunsch nach etwas mehr als einer formellen Versöhnung mit seinem Bruder. Aber dieses Gefühl scheint hauptsächlich in eine Richtung zu fließen.

Trotz seiner Tränen reagiert Jakob mit Zurückhaltung und Zurückhaltung. Zuerst nimmt er die Haltung eines Dieners vor seinem Herrn an.

Ein weiterer Hinweis auf den Mangel an Versöhnung ist die Art und Weise, wie die Brüder einander ansprachen. In dem Bericht nennt Esau Jakob „Mein Bruder“. Aber Jakob erkennt Esaus liebevolle Worte nie an. Stattdessen besteht er darauf, Esau "Mein Herr" zu nennen, zwar ein Ehrentitel, aber sicher kein Kosewort.

Dann fährt Jakob fort, seine Familie entsprechend ihrem Status in seinen Augen förmlich zur Anerkennung Esaus vorzustellen – zuerst die Kinder der Konkubinen, dann Leas Nachkommen und schließlich Rahel und Joseph

Als aber Esau seine Augen erhob, sah er die Frauen und die Kinder und sprach: Gehören diese dir? Er antwortete: Es sind die Kinder, mit denen G-tt deinen Knecht begnadigt hat! Da traten die Mägde herzu samt ihren Kindern und verneigten sich. Auch Lea kam herbei mit ihren Kindern, und sie verneigten sich; danach kam Joseph mit Rahel herbei, und auch sie verneigten sich. 1.Mo.33,5-7


Jakob hat ein übergroßes Geschenk vorbereitet, um Esau zu beeindrucken, aber zu seiner Bestürzung lehnt Esau es ab:

Esau antwortete: Ich habe genug, mein Bruder; behalte, was du hast! 1.Mo.33,9


Esaus Aussage, dass er „genug“ habe, lässt die brüderliche Konkurrenz aus der Vergangenheit wieder auftauchen.

Möglicherweise fühlt sich Esau selbst bereits konkurrenzfähig. Wir wissen nicht, warum er die Geschenke zunächst ablehnt. Es ist zwar möglich, dass er sie einfach nicht braucht oder dass er erkennt, dass Jakob sich gezwungen fühlt, sie anzubieten, also aus Mitleid mit seinem „Bruder“ ablehnt – ein Begriff, den er hier zum ersten und einzigen Mal verwendet –, aber es ist es ist auch möglich, dass Jakobs formelle Antwort dazu führt, dass Esau sich distanziert oder es vermeiden möchte, Jakob verpflichtet zu sein. Wenn ja, würde seine Verwendung von „mein Bruder“ hier keine Zuneigung signalisieren, und seine Behauptung, dass er „genug“ habe, wäre seine Art, mit Jakobs Reichtum in den Gaben zu konkurrieren.

Vielleicht hört Jakob ein Echo des Segens, den er Esau gestohlen hat

G-tt gebe dir vom Tau des Himmels und vom fettesten Boden und Korn und Most in Fülle! 1.Mo.27,28


Schenken war in der Antike keine beiläufige Angelegenheit, und Esaus Weigerung dieses Geschenks konnte als Ablehnung von Jakobs Friedensoffensive verstanden werden.

Während Jakob mit der unterwürfigsten Sprache seiner gesamten Karriere antwortet, was sich wie von Panik getragene Verzweiflung anhört, kann er nicht umhin, am Ende seiner Antwort eine Stufe der Überlegenheit hinzuzufügen, um nicht übertroffen zu werden

Jakob antwortete: O nein! Habe ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so nimm doch das Geschenk an von meiner Hand; denn deshalb habe ich dein Angesicht gesehen, als sähe ich G-ttes Angesicht, und du warst so freundlich gegen mich! Nimm doch den Segen, der dir überbracht worden ist, von mir an; denn G-tt hat mich begnadigt, und ich bin mit allem versehen! So drang er in ihn, daß er es annehmen sollte. 1.Mo.33,10-11


Die Verwendung des Verbs patsar, dt. drängen, hier ist insofern ungewöhnlich, als es in fast jedem anderen Vorkommen verwendet wird, um eine Bitte voranzustellen; nur hier folgt es der Aufforderung.


Am Ende, nach dem Gruß und der Scharade der Versöhnung, treffen sich Jakob und Esau nie wieder, bis ihr Vater gestorben ist, und dann nur, um ihn zu begraben. Obwohl Esau seine Drohung, seinen Bruder zu töten, nie wahr machte, scheint es keine Versöhnung gegeben zu haben. Mit anderen Worten: Manchmal ist eine friedliche Koexistenz so gut wie eine Versöhnung.

Eine sorgfältige Lektüre der Geschichte zeigt, dass sich die rivalisierenden Brüder nie wirklich versöhnen. Obwohl Esaus Taten zeigen, dass er seinem Bruder möglicherweise vergeben hat, scheint es, dass Jakob Esaus Vergebung nicht annehmen konnte und daher war eine Versöhnung nie möglich – was uns die Hoffnung nicht nehmen sollte, aber es kann uns helfen, mit den Eventualitäten umzugehen.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:43

Isaak und Rebekka verlieben sich ineinander. Lange Zeit bleiben sie kinderlos, bevor Rebekka schließlich mit Zwillingen schwanger ist.

Als nun ihre Tage erfüllt waren, daß sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Der erste, der herauskam, war rötlich, am ganzen Leib wie ein haariger Mantel[4], und man gab ihm den Namen Esau[5]. Danach kam sein Bruder heraus, und seine Hand hielt die Ferse Esaus; da gab man ihm den Namen Jakob[6]. 1.Mo.25,24-26


Es ist eine sehr schwierige Schwangerschaft, da sich die Kinder in der Leibeshöhle ihrer Mutter immer wieder aneinander stoßen. Die verzweifelte Rebekka wendet sich klagend an G-tt. Der erklärt ihr, dass sie zwei sehr unterschiedliche Kinder gebären, und dass der ältere Bruder, entgegen den Gepflogenheiten der Tradition, dem jüngeren dienen werde.

Und der Herr sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden; und ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen. 1.Mo.25,23


Überliefert ist uns, dass der Vater seinen erstgeborenen Sohn Esau liebt, und Rebekka den von G-tt bevorzugten Jakob.

Es ist zu vermuten, dass das was G-tt ihr von ihren so ungleichen Kindern verheißen hatte, einen starken Einfluss auf Rebekka gehabt hat. Von den ersten Stunden an wird sie ihre Kinder mit sehr
unterschiedlichen Augen betrachtet haben. Sie wird zugleich, was möglicherweise noch viel entscheidender ist, sich selbst als Erfüllungsgehilfin von G-ttes Plänen gesehen und zu entsprechendem Handeln aufgefordert gefühlt haben. Es ist nahe liegend, dass sie bereitwillig alle Zeichen des Besonderen an Jakob wahrgenommen und durch ihre Art darauf zu reagieren, ihn darin bestärkt hat.

Kaum hat der so reich gesegnete "Betrüger" das Zelt verlassen kommt sein Bruder zurück. Jakob weiß, dass er alle Grenzen des Tragbaren überschritten hat. Er weiß, dass er sich angesichts des berechtigten Zorns seines unbeherrschten Bruders seines Lebens nicht mehr sicher sein kann. Rebekka rät ihrem Sohn deshalb, zu seinem Onkel, der Familie ihres Bruders Laban, die sie vor Jahren verlassen hatte, zu fliehen. Dort soll er bleiben bis sich zuhause die Situation wieder beruhigt, der mörderische Zorn des Bruders sich wieder gelegt hat. Der alternativlose Jakob folgt ihrem Rat.

In der ersten Nacht auf seiner Flucht sieht Jakob im Traum eine Leiter, die bis in den Himmel hinaufreicht. Die Engel gehen auf ihr auf und ab. Von ihrem Ende verheißt G-tt Jakob zum ersten Mal persönlich eine große Zukunft. Er verspricht ihm, ihn nicht mehr zu verlassen bis sie sich erfüllt hat. G-tt hat schon lang damit begonnen auf Jakobs krummen Wegen gerade zu schreiben. Er kann und wird ihm die Folgen seines Handelns nicht ersparen, aber er macht Jakob Mut, aller Schwierigkeiten zum Trotz weiterhin in seinen Lebensweg zu vertrauen.

Laban nimmt seinen Neffen bei sich auf. Er erkennt dessen Lage und nutzt sie für seine Interessen aus. Jakob kann bleiben, aber er wird für Laban arbeiten müssen. Sehr schnell stellt der fest, dass G-ttes Segen auf dem mittellosen Flüchtling ruht, der durch sein umsichtiges und erfolgreiches Tun seinem Anwesen zu wirtschaftlichen Erfolg verhilft. Bei seiner Ankunft im Hause seines Onkels, verliebt sich Jakob auf den ersten Blick in dessen
jüngste Tochter Rahel. Auch Rahel liebt Jakob, der sich mit seinem Verwandten darauf einigt, dass er sieben Jahre für ihn arbeiten und so um die geliebte Frau dienen wird. Wir wissen schon, dass Jakob das was ihm wichtig ist ergreifen kann, wenn es sich ihm bietet, dass er es auch langfristig im Auge behalten, es ebenso zielstrebig wie geduldig verfolgen kann, wenn die Lage es erfordert. Rahel ist ihm wichtig und soll ihm für immer die Wichtigste bleiben.

Umso entsetzlicher der Betrug, den Laban aus eigennütziger Absicht an seinem Schwiegersohn begeht. Sieben Jahre hatte der ihm treu gedient. In der lang ersehnten Hochzeitsnacht schiebt ihm Laban Lea, Rahels ältere Schwester, unter. Erst am Morgen erkennt Jakob was geschehen ist. Verzweifelt und erbost stellt er seinen Schwiegervater zur Rede, ohne an dem vollzogenen Tatbestand noch etwas ändern zu können.

Der Mann, dem es gelungen war den eigenen Vater zu täuschen, um seines Vorteils Willen, wird nun selbst aufs Übelste getäuscht.

Lea bleibt lange Zeit die ungeliebte Frau Jakobs, der sich dem Willen seines Schwiegervaters beugt und darin einwilligt, weitere sieben Jahre um die von ihm geliebte Rahel zu dienen.

Als aber der Herr sah, daß Lea verschmäht[2] war, da öffnete er ihren Mutterschoß; Rahel aber war unfruchtbar. Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn, dem gab sie den Namen Ruben[3]. Denn sie sprach: Weil der Herr mein Elend angesehen hat, so wird mich nun mein Mann liebgewinnen! 1.Mo.29, 31-32


Viele Jahre hoffte Lea vergeblich darauf, das Herz ihres Mannes erreichen zu können. G-ttes Segen lag auf ihrer Verbindung und im Laufe ihrer Ehe hatten die beiden sechs Söhne und eine Tochter
miteinander. Ganz offenkundig teilen sie etwas, was ihre Beziehung fruchtbar macht. Aber nichts kann Jakob dazu bewegen, Lea neben der eigentlichen Liebe seines Lebens einen Platz in seinem Herzen einzuräumen. Er steht nicht zu dem, was ihn mit Lea verbindet. Stattdessen gilt seine ganze Sehnsucht nur der Frau, die ihm für Jahre verwehrt ist. Während er mit Lea lebt, gehören Leidenschaft und Liebe der über viele Jahre unerreichbaren Rahel.

Wer könnte andererseits Jakob nicht verstehen?

Auch die ungeliebte Lea ist nicht nur das Opfer ihres Vaters, sondern ebenso das ihrer eigenen Selbstsucht. Sie hat ihre Schwester und die Gefühle dessen, den sie doch vorgibt zu lieben, schändlich hintergangen. Das Vertrauen beider wurde von ihr missbraucht Jakob muss sich von ihr tief verletzt fühlen. Wie kann auf einem solchen Boden eine gemeinsame Zukunft aufgebaut werden?

Es ist wahr, dass Lea nicht die große einzig wahre Liebe im Leben Jakobs ist. Er hat sie nicht gewählt, und doch hat er sie lieben können, als er sie für die hielt die sie nicht war. Es war Lea die er in der Hochzeitsnacht liebte. Mit ihr war er glücklich, auch wenn er es nicht wusste.

Die tatsächlich gelebte Liebe ist die einzige die zählt. Sie verliert ihren Wert für Jakob, als er erkennt, dass sie sich von dem Traum, den er sich von ihr gemacht hat unterscheidet. Dafür bestraft ihn G-tt. Er lässt seine Liebe zu Rahel kinderlos. Zwischen den Liebenden kommt es zu einem heftigen Streit

Als aber Rahel sah, daß sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wenn nicht, so sterbe ich! Jakob aber wurde sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich denn an G-ttes Stelle, der dir Leibesfrucht versagt? Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha, gehe zu ihr ein, daß sie in meinen Schoß[1] gebäre, und ich doch durch sie Nachkommen erhalte! Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau, und Jakob ging zu ihr ein. 1.Mo.30,1-4


Rahel wird zornig, weil ihrer Schwester gegeben wird, was ihr selbst verwehrt ist. Warum wendet sie sich in ihrem Leid an ihren Mann, der sie doch liebt und der Schwester vorzieht? Was kann er dafür, dass ihre Liebe unfruchtbar bleibt? Jakob weigert sich, in Liebesdingen dazuzulernen. Er entwertet sein Leben mit Lea und überhöht seine Liebe zu Rahel. Dadurch wird er auch ihr nicht gerecht. So ist es verständlich, wenn Rahel der Kragen platzt und sie ihrem Mann abverlangt, dass er sie so sehen und lieben soll wie sie ist, anstatt an seinem Traumbild festzuhalten.

Warum begegnet Jakob seiner Frau mit Ärger anstatt mit Verständnis? Zum Wunder der Liebe gehört, dass wir nicht über sie verfügen können. Darauf macht Jakob Rahel aufmerksam.

Jakob wird zu Recht zornig, weil Rahel den Zumutungen ihrer Liebe ausweichen will. Sie ist sogar bereit, eine Liebesnacht mit ihm gegen die Liebesäpfel einzutauschen, die Leas ältester Sohn gefunden und seiner Mutter mitgebracht hatte, nur weil sie sich davon die ersehnte Fruchtbarkeit verspricht. Ganz gefangen in den Begehrlichkeiten ihrer Eigenliebe, wird der geliebte Mann zum reinen Erfüllungsgehilfen ihrer Wünsche. Als
Spielball in den unterschiedlichen Interessen seiner Frauen hat Jakob allen Grund, zornig zu werden.

Schließlich wendet sich Rahel in ihrem Leid an die richtige Adresse.

G-tt gedachte aber an Rahel und erhörte sie und machte sie fruchtbar. Da ward sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: G-tt hat meine Schmach von mir genommen; und sie nannte ihn Josef und
sprach: Der Herr wolle mir noch einen Sohn dazugeben. Auch dieser Wunsch wird ihr einige Jahre später erfüllt werden.

Rahel wird bei seiner Geburt sterben und den untröstlichen Jakob zurücklassen.


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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:43

Die Geschichte von Jakob und Esau handelt vom Konflikt zweier Brüder. Konflikte innerhalb der Familie sind normal.

Hier gibt es z. B. den Lieblingssohn des Vaters oder die Lieblingstochter der Mutter. Hinzu kommt, dass jeder Mensch verschieden ist. Jeder hat seinen eigenen Charakter. So kann es schnell zum Streit zwischen Geschwistern – zwischen Brüdern – kommen. Eine absolute Harmonie untereinander entspräche nicht der Realität.

Die Frage bei Konflikten zwischen Brüdern ist also nicht, ob diese da sein dürfen. Es geht viel mehr darum, wie die Konflikte ausgetragen werden. Eine Möglichkeit wäre, den Anderen zu töten. Dies ist in dem Bruderkonflikt zwischen Kain und Abel geschehen. Eine andere Möglichkeit ist es, irgendwie mit dem Bruder auszukommen. Ein völliges Gleichgewicht wird es dann wahrscheinlich nicht geben. Einer wird wohl immer den größeren Vorteil haben. Der Andere wird der mit dem geringeren Vorteil sein.

Die beiden Brüder begegnen sich als Rivalen. Zwei, die im gleichen Zelt, im gleichen Lebensraum, im gleichen Eigentum aufwachsen. Übertragen auf die heutige Zeit könnte man das Wort „Rivale“ gegen das Wort „Konkurrent“ austauschen. Der wirtschaftliche Konkurrenzkampf ist nur eine neue Gestalt des Rivalitätskampfes der Brüder.

Im Streit zwischen Jakob und Esau ist der Segen Isaaks Anlaß des Konfliktes. Der Segen bedeutete Macht, Einfluß und Reichtum. In der heutigen Zeit bedeutet „Segen“ soviel wie „Erfolg“. Das Streben nach Erfolg und das Arbeiten darauf hin, hat heute eine große Bedeutung. Bei Jakob entsteht nun Eifersucht und Neid. Dies wurde zu seinem Motiv für den "Betrug" am Bruder. So etwas begegnet uns immer wieder im Leben. Es kommt vor zwischen Einzelnen in der Schule, in der Familie, im Betrieb, in der Freizeit und auch zwischen Völkern. Solche Geschichten enden dann häufig mit Tränen, Streit, Schlägen, Verletzungen, mit Tod und Krieg. Dieses Muster begegnet uns immer wieder. Auch bei Jakob und Esau geht es zwar nicht ohne Tränen, Schmerz und Narben ab – aber am Ende steht die Versöhnung.

Wie aber kommt es zur Versöhnung?

Eine Voraussetzung für Versöhnung ist die Vergebung. Vergebung erfordert eine Art von Größe. Oft fällt es schwer, Schuld und uralte Kränkungen anzuerkennen und auszusprechen. Vergebung ist eine Art innerer Kampf. Man wird an den Ursprung des Unrechts zurück geführt. In der Umarmung der verfeindeten Brüder geschieht die Entwaffnung des Mißtrauens, des Hasses, der Rache und der Wut. In der Bitte um Vergebung und in der Annahme dieser Bitte geschieht Versöhnung.

Zur Versöhnung gehört der Wille, etwas zu geben. Jakob hofft, durch seine Geschenke Gnade vor Esau zu finden. Dies soll hierbei als Wiedergutmachung verstanden werden – als Sühne. Wiedergutmachung kann es natürlich nicht nur durch materielle Leistungen geben. Man kann sich nicht einfach freikaufen. Das Geben kann ein sichtbares Zeichen der Reue sein. Hierbei ist es wichtig, dass es nicht nur aus schlechtem Gewissen geschieht. Grund für das Geben sollten Schulderkenntnis und Reue sein. In der Geschichte wirft sich Jakob unterwürfig vor seinem Bruder auf die Erde. Ohne Sühne wird Versöhnung leicht zur „billigen Versöhnung“.
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Re: Jakob und Esau

Beitragvon Ria Tameg » Sa 30. Okt 2021, 19:44

Wer sich seiner Schwäche nicht stellt, wird ihr Opfer.

Jakob, der bedächtigere der beiden Brüder, hatte wieder einmal zu Mittag gekocht, als sein Bruder Esau müde und hungrig vom Feld zurückkommt. Der Duft der Linsen steigt ihm in die Nase. Jakob, der seinen eher hitzköpfigen Bruder kennt, nutzt die Gelegenheit aus, um dem ganz von seinem Hunger bestimmten Bruder dessen Erstgeburtsrecht abzuluchsen. Er schlägt ihm vor, es gegen die gerade vorhandene, unmittelbar zugängliche, gute Mahlzeit einzutauschen. Ohne lange zu überlegen geht Esau darauf ein

Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld und war erschöpft. Und Esau sprach zu Jakob: Laß mich von dem roten [Gericht] da hinunterschlingen, denn ich bin erschöpft! Daher gab man ihm den Namen Edom[7]. Da sprach Jakob: Verkaufe mir heute dein Erstgeburtsrecht[8]! Und Esau sprach zu Jakob: Siehe, ich muß doch sterben; was soll mir das Erstgeburtsrecht? Jakob sprach: So schwöre mir heute! Und er schwor ihm und verkaufte so dem Jakob sein Erstgeburtsrecht. Da gab Jakob dem Esau Brot und das Linsengericht. Und er aß und trank und stand auf und ging davon. So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht. 1.Mo.25,29-34


Undenkbar, dass ein Mann wie Esau, der sich und das was ihm zuteil wurde so gering schätzt, der so abhängig ist von dem was ihn momentan umtreibt, jemals eine Führungsposition, die verantwortliche Sorge für das ihm Anvertraute einnehmen könnte.

Esau sieht sich ausschließlich als Opfer der Machenschaften seines Bruders. Dass er auch Opfer seiner eigenen Schwäche wird, sieht er nicht. So bleibt er uneinsichtig, kann aus dem was ihm widerfahren ist nichts dazulernen. Wir alle lernen nur aus Fehlern. Würde uns immer alles gelingen, blieben wir ziemlich dumm. Die Tatsache, dass uns vieles daneben geht sorgt dafür, dass wir etwas über uns und unsere Mitwelt erfahren. Sie gibt uns Anlass uns weiter zu entwickeln, nach und nach zu lernen, wie wir vermeiden können immer wieder Opfer unserer eigenen Schwächen zu werden. Wer sich hingegen selbst eine Grube gräbt, fällt auch leicht in die der anderen.


Und es geschah, als Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte, und Jakob kaum von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, ja, da geschah es, daß sein Bruder Esau von der Jagd kam. Der machte auch ein schmackhaftes Essen und trug es zu seinem Vater hinein und sprach zu ihm: Steh auf, mein Vater, und iß von dem Wildbret deines Sohnes, damit mich deine Seele segne! Da antwortete ihm sein Vater Isaak: Wer bist du? Er sprach: Ich bin dein Sohn Esau, dein Erstgeborener! Da entsetzte sich Isaak über die Maßen und sprach: Wer ist denn der Jäger, der ein Wildbret gejagt und mir aufgetragen hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch gesegnet bleiben! 1.Mo.27,30-33
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